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Le Porte Non Aperte: Golem

Stil: Progressive Rock

Cover: Le Porte Non Aperte: Golem

Der klangvolle lange Name lässt vor allem einen Vorab-Schluss zu: LE PORTE NON APERTE spielen typischen Italo-Prog im Geiste der ebenso atemlos benannten Helden aus den siebziger Jahren.

Das Debüt der erst 2010 gegründeten Gruppe setzt allerdings weniger auf Nischen-Musik als zu gleichen Teilen relativ leicht eingängige Lieder und gediegene Handwerkskunst. So gelingt den Musikern ein Spagat zwischen Virtuosität und Massengeschmack, zumindest unter solchen Hörern, die das Genre halbwegs verinnerlicht haben. Nach dem Intro des Albums bietet sich ein weitgehend rurales Bild, bedingt durch die analogen Synthesizer-Sounds und mannigfaltige Akustik-Passagen, welche man auf entsprechendes Instrumentarium verteilt hat. Das treibende "Binario 8" allerdings schielt in Teilen nach einer hypothetischen Zukunft im elektronisch bestimmten Umfeld eines Großraumschiffs.

Das fetzige "Il Re Del Niente" gemahnt dank Querflöte stark an die frühen JETHRO TULL, auch wegen des exzentrischen Gesangs von Parrinello, der sich zuletzt mit einer Frauenstimme aus dem Off kabbelt und auch im hymnsischen "La Città Delle Terrazze" für ein anständiges Hook sorgt. Die Band langt oft und gerne kräftiger zu als das Gros ihrer allzu possierlichen Mitbewerber, lässt sich also lieber von ihrem kollektiven Bauch steuern, als Klang-Mathematik zu betreiben.

Zum Ende hin wird das Album gleichermaßen episch wie mystisch, was für eine interessante Dynamik innerhalb des Flusses sorgt: dem düsteren Schleicher "Il Vicolo Dei Miracoli" mit seinen zahlreichen improvisiert wirkenden Parts folgt das düstere Doppel "Rigattiere Dei Sogni Infranti" (Heavy Prog mit markantem E-Piano, das auch die Ballade "Giardini Di Sabbia) und das zehnminütige "Oceano", zunächst ein lyrischer Schleicher, dann ungleich quirliger und am Ende nachgerade treibend, wobei LE PORTE NON APERTE mit jubilierendem Gesang und futuristischem Keyboardspiel ein wenig Space-Flair verbreiten.

Das zweigeteilte "Animale Del Deserto" stellt den unwesentlich kürzer gefassten Höhepunkt der Scheibe dar, da die Gruppe gleich zu Anfang ein Motiv etabliert, dem man sich nicht entziehen kann, und wer sich spätestens jetzt nicht an den italienischen Gesang gewöhnt hat, dem ist ohnehin noch nie Prog Rock aus diesem Land untergekommen (Nachsitzen bitte). Die Kernpassagen des Stückes werden durch das narrative "La Rivolta Della Tartaruga Elsie" zusammengehalten, in dem sich der Frontmann ein Zwiegespräch mit der Flöte abhält - ein Kniff, auf den LE PORTE NON APERTE im Finale "Imprevedibilità" gänzlich verzichten, handelt es sich doch um ein Piano-Instrumental mit ausklingendem Drone ... dem einzigen Schwachpunkt einer nostalgisch-frischen Genre-Scheibe.

FAZIT: LE PORTE NON APERTE sind zackige Nachlassverwalter für PFM oder BANCO, nur weniger symphonisch als kraftvoll, und ähneln LE ORME in ihrer einstweiligen Düsterkeit. Wer Orgel- und Flötentöne schätzt beziehungsweise gerne das Kopfkino anregt, sollte "Golem" auf der Leinwand haben.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.05.2013

Tracklist

  1. Preludio Al Sogno
  2. Il Re Del Niente
  3. La Città Delle Terrazze
  4. Binario 8
  5. Il Vicolo Dei Miracoli
  6. Rigattiere Dei Sogni Infranti
  7. Nemesi
  8. Oceano - Nel Canto Della Sirena
  9. Giardini Di Sabbia
  10. Animale Del Deserto Pt.1 - La Rivolta Della Tartaruga Elsie - Animale Del Deserto Pt.2
  11. Imprevedibilità

Besetzung

  • Gesang

    Sandro Parrinello

  • Gitarre

    Jacopo Fallai

  • Keys

    Filippo Mattioli

  • Schlagzeug

    Giulio Sieni

  • Sonstiges

    Marco Brenzini (Querflöte)

Sonstiges

  • Label

    Ma.Ra.Cash Records

  • Spieldauer

    61:07

  • Erscheinungsdatum

    11.01.2013

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