Auch der Blasenkrebs konnte das ewige MOUNTAIN-Oberhaupt Leslie West nicht stoppen. Zeugnis darüber legt sein neues Soloalbum ab, auf dem der Gitarrist und Sänger härter denn je zupackt. Die zahlreich auftretenden Gäste wären also eigentlich nicht nötig gewesen.
Andererseits: Die Songs hat West der Prominenz trefflich auf den Leib geschrieben, gleich vorneweg etwa den Heavy Blues "Dyin’ Since The Day I Was Born" für ALTER BRIDGEs Mark Tremonti und daraufhin das staubige "Don’t Ever Let Me Go" für Dylan Rose, der mit ARCHER und an der Seite von Gilby Clarke vermutlich ansonsten nur Spezialisten bekannt sein dürfte. In ähnlichem Zeichen steht "Hatfield Or McCoy", ein Südstaaten-Slider vom Feinsten, und Das kraftvoll gospelige "Feeling Good" stammt aus der Feder des Schauspielers Anthony Newley und wurde mit TWISTED SISTERs Dee Snider eingespielt, "Busted, Disgusted Or Dead" indes mit Johnny Winter und das Remake "Long Red" mit Leslies Bruder Larry am Bass.
Auf der anderen Seite stehen die reduzierten Akustik-Balladen "Fade Into You" und "Tales of Woe", in welchen West völlig überzeugend den Singer-Songwriter gibt, sowie das langsam schreitende "Not Over You At All" mit Saxofon und gedehnt näselndem Gesang. Percy Sledges Klassiker "When A Man Loves A Woman" zeigt den jungen Jonny Lang von seiner besten Seite, und das Outro "Somewhere Over The Rainbow" kennt man von Bassist Rev Jones' (MSG, FORTÉ) während Live-Auftritten, wobei es auf diesem abwechslungsreichen wie stringent wirkenden Album eher als Fremdkörper erscheint.
FAZIT: Daumen hoch für West, einen selten frisch klingenden Bluesrocker vom alten Schlag, dessen eigene Stücke die Coversongs auf "Still Climbing" (das tut er!) klar ausstechen. Mehr davon gerne in Zukunft, und bleib auf den Beinen, Leslie!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.10.2013
Mascot / Provogue
41:57
25.10.2013