Die rheinländischen Melodic Death Metaller LEVIATHAN habe ich auf der 2010er Ausgabe des Summer Breeze kennengelernt, wo sie im Rahmen des New Blood Awards auftraten und sich unter anderem mit KADAVRIK und den späteren Gewinnern BLEEDING RED duellierten. Damals empfand ich die Band noch als technisch versierten, aber etwas selbstverliebten CHILDREN OF BODOM-Klon, inzwischen hat sich die Sichtweise aber geändert. Woran das starke "The Aeons Torn - Beyond The Gates Of Imagination Pt. 2" einen nicht unerheblichen Anteil hat.
Ein Jahr nach dem Debüt "Beyond The Gates Of Imagination Pt.1" legt die Band also nun mit dem zweiten Teil nach, der aus fünf Songs besteht und den Haupttitel "The Aeons Torn" trägt. Auf Albumlänge kommt man durch den remasterten Remix der Demo-EP "From The Desolate Inside", deren vier Songs sich ebenfalls auf der CD befinden. Ob man also von einem vollwertigen Album spricht oder von einer EP mit Bonusmaterial, sei dahingestellt. Klar ist aber, dass man zwischen den ersten fünf Songs und den letzten vier zumindest kompositorisch einen Unterschied hört, der einerseits deutlich macht, wie gut die Band sich entwickelt hat, andererseits aber eben auch den Fluss hemmt.
Der virtuos-progressive, melodische Extrem-Metal wird im ersten Teil um eine geschmackvolle, nordische Pagan-Note in den Melodien ergänzt, die sich auch in heldenhaften Tenor- und Baritongesängen wiederfindet, die das schwarze Gekeife interessant ergänzen, aber auch polarisieren dürften. Man liegt aber nicht falsch, wenn man diesem Gesang zugesteht, die Sache spannend zu machen und LEVIATHAN ein hohes Maß an Eigenständigkeit zu ermöglichen. Dem hymnischen Opener "The Crescent Moon" folgt orchestrale Härte mit neoklassisch anmutendem Gitarrenspiel in "The Rising Darkness", das die instrumentale Ausnahmestellung der Band eindrucksvoll demonstriert - auch in den tighten Blasts. Akustische Parts lockern die folgenden Tracks auf und sorgen weiterhin für eine erhabene, skandinavisch anmutende Stimmung. Zu behaupten, LEVIATHAN würden mit ihrem Material zu Bands wie WINTERSUN oder ENSIFERUM aufschließen, mag gewagt klingen, so abwegig ist es jedoch nicht. "Elysium" schließt den ersten Teil mit folkiger Note in Klargesang und Akustikgitarren ungewöhnlich ab.
Wie sich der Sound vom Melodic Death Metal mit Pagan-Einflüssen im Fahrwasser diverser finnischer Kapellen hin zu der epischeren Ausrichtung entwickelt hat, zeigen dann wie gesagt die vier Demotracks. Die sind zwar auch schon spielerisch über beinahe jeden Zweifel erhaben, zeigen aber eine Band, die noch auf der Suche nach der eigenen Identität ist. Da man das Demo neu gemixt und gemastert hat, ist zumindest soundmäßig die Umstellung nicht allzu groß. Und da die Demo-EP wohl nicht jeder Fan hat, ist es schon in Ordnung, die Songs hier mit drauf zu packen. Eine reine EP-Veröffentlichung des zweiten Konzeptteils zum niedrigeren Preis hätte aber wohl auch niemanden gestört.
FAZIT: Die eigene Identität hat die Band inzwischen mit deutlich ausgereifterem, anspruchsvollem Songwriting gefunden und man darf gespannt sein, wie sich der Weg von LEVIATHAN in Zukunft darstellen wird. Da das Konzept ja nun sein Ende gefunden hat, kann die Band sich in ein neues Wagnis stürzen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.02.2013
Tom Heinz
Jonas Reisenauer
Jonas Reisenauer, Tobias Dahs
Fabian Gocht
Tobias Parke
Bret Hard/SAOL/H'Art/Zebralution
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25.01.2013