„Automatic Day“ ist das fünfte Studio-Album von LITTLE ATLAS in fünfzehn Jahren. Von Beginn an zeichnete sich die Band durch ihren Abwechslungsreichtum aus. Mit „Neverwordly“ noch federleicht, fast auf der poppigen Seite des Prog, wurde die Musik der Amerikaner zunehmend komplexer, ohne sich je in Überladenheit oder ausufernde Experimente zu versteigen. Klare Strukturen, abwechslungsreiche, aber einprägsame Melodien wussten zu gefallen, gewildert wurde beim Hard- wie beim Alternative-Rock, was die Musik erstaunlich frisch und wenig antiquiert klingen ließ. Der Kontrast zwischen den (zu) freundlichen Klängen und den düsteren, zivilisationskritischen Texten, die auch vor der Beschreibung individueller Höllen keinen Halt machen, war ein reizvoller, wenn auch nicht eben zwingender.
„Automatic Day“ schließt die Kluft kompromissloser als zuvor. Vorwärts drängend und wuchtig, ohne das Filigrane zu vernachlässigen. Im homogenen Sound geht kein Instrument verloren, Soli werden kurz, prägnant und präzise geboten. Sei es die akustische Gitarre („Oort“), der Bass beim Titelsong oder das furiose, nahezu unerwartete E-Piano während des kurzen Schlusstracks. Der zeigt wie progressiver Pop klingen kann, ohne sich anzubiedern oder in Formatradiotauglichkeit überzuquellen wie zu lang gekochter und eilig servierter Grießbrei. „Escape Velocity“ wird heutzutage leider kein Hit mehr, hat aber das Zeug zu zeigen wie einer aussehen könnte… in einer gerechten Welt.
LITTLE ATLAS sind in der Lage Retro-Prog zu beschwören und gleichzeitig modern zu klingen, opulente Mellotron-Klänge aufzufahren und mit hart angeschlagenen Gitarren zu konterkarieren, ohne dass es sich beißt, peinlich wird oder gar zu einem Wust widerstrebender Soundwälle zu werden. Symphonisch und kompakt, reduziert und mit emotionalem Überschwang – LITTLE ATLAS haben es raus. Können zwischen den BEATLES und PINK FLOYD changieren, ein wenig GENTLE GIANT einbauen, KING CRIMSON Anhänger erfreuen und ihre eigene Funk-Vision einbauen, ohne dass es disparat oder erzwungen klingt. All das in einem einzigen Song, ganz zu Beginn: „Apathy“, der natürlich das genaue Gegenteil seines Titels ist….
FAZIT: LITTLE ATLAS sind immer für Highlights gut. „Automatic Day“ macht da keine Ausnahme und stellt selbst die sehr guten Vorläufer, inklusive des bisherigen Primus „Surface Serene“, (leicht) in den Schatten. So sieht moderner Prog aus: Vielfältig, musikalisch bewandert, verspielt, aber stringent genug, um eine Lauflänge von über 70 Minuten spannend tragen zu können. Dazu Lyrics, die keine Weltflucht betreiben, sondern sich kopfüber in den schwarzen Mahlstrom stürzen, der sich Leben nennt.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.08.2013
Rik Bigai
Steve Katsikas
Roy Strattman, Steve Katsikas
Steve Katsikas
Mark Whobrey
Steve Katsikas
10t Records/Just For Kicks
73:25
18.07.2013