LO-FI RESISTANCE ist immer noch die Band/das Projekt Randy McStines, der es zum zweiten Mal geschafft hat, sich mit illustren Gastmusikern zu umgeben. Nick D'Virgilio ist zwar raus, vermutlich hat er mehr als genug anderweitige Engagements zu bewältigen, Doug Pinnick (KING’S X) hingegen ist wieder mit dabei. Neu eingefunden hat sich eine breite PORCUPINE TREE-Bezugsfront (Harrison, Edwin, Wesley), der vielbeschäftigte John Giblin (KATE BUSH, SCOTT WALKER, LENNON & McCARTNEY, SIMPLE MINDS u.v.m.) sowie Keyboarder Dave Kerzner, der ebenfalls eine schier endlos lange Liste renommierter Arbeitgeber vorweisen kann (der Wikipedia-Eintrag reicht von KEVIN GILBERT über GENESIS bis TOM WAITS, von den SMASHING PUMKINS zu JON ANDERSON. Wenn man ein Dutzend Zwischenstationen auslässt…). Eine bemerkenswerte Garde edler Ritter also, die der junge Knappe McStine um sich geschart hat. Doch hat sich der Aufwand gelohnt?
Einfache Antwort: Definitiv. LO-FI RESISTANCE mögen in ihrer Mischung aus Melancholie und Härte PORCUPINE TREE ähnlich sein, doch die musikalische Umsetzung bewegt sich in anderen Bahnen. Alternative Rock mit progressiven Schüben, rhythmisch akzentuiert, treibend, doch kaum metallisch. Eher ein Hauch von Grunge am Horizont. Manchmal klingen LO-FI RESISTANE wie eine nonchalante KING’S X-Variante, aber auch die fröhliche Genredurchmischung á la 10CC ist Randy McStine nicht fremd. Wobei das parodistische Element weitgehend fehlt. LO-FI Resistance arbeiten sich mit viel Gefühl und Gespür durch die Jahrzehnte und Stile ohne diese unvereinbar zu zerstückeln. Ruppige Passagen harmonieren mit nahezu kammermusikalischer Schwelgerei; LED ZEPPELIN und die BEATLES begegnen sich in der Ferne, schütteln die Hände und ziehen weiter.
Dabei bleibt die Musik angenehm kantig, kein süßliches Gesäusel macht sich breit, selbst wenn maßvolle Elegie herrscht. LO-FI RESISTANCE bleiben ökonomisch in der Wahl der Mittel, vermeiden Gigantonomie, was sowohl die Instrumentierung wie die Zurschaustellung technischer Finessen betrifft. Sogar der fast eine Viertelstunde dauernde Abschlusstrack „Face Another Day” weist wohltarierte Spannungskurven auf, die keine Längen entstehen lassen. Dass Randy McStine auch als Sänger eine gute Figur macht, versteht sich fast von selbst. Der Mann hat Potenzial und die richtigen Freunde/Kollegen. Recht so!
FAZIT: „Chalk Lines“ stellt eine Steigerung zum bereits achtbaren Debüt dar (dem ich 9 - 10 Punkte gegeben hätte). Produktionstechnisch, klanglich und musikalisch ausgefeilter sind LO-FI RESISTANCE abwechslungsreiche Grenzgänger zwischen Alternative- und Progressive-Rock. Zartbitter ohne fiesen Nachgeschmack.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.01.2013
John Giblin, Colin Edwin, Doug Pinnick
Randy McStine
John Wesley, Randy McStine
Dave Kerzner, Randy McStine
Gavin Harrison
Burning Shed/Just For Kicks
51:06
28.12.2012