Der junge Franzose Le Van gibt auf seinem ersten Album eine mit charmantem Akzent behaftete, recht zeitgenössische Fassung von Vocal Jazz zum Besten, das Ganze mit ungewohnten Klangfarben dank ebensolcher Instrumente im Aufgebot - und trotzdem klingt "The Other Side" entspannt wie licht, ist also kein Füllhorn an Neuerungen.
Sperrige Melodien sind gleichwohl trotzdem das Metier des Aushängeschildes. Le Van komponiert weite Melodiebögen wie jenen von "Numbers, das wie viele der Stücke ein typisches Merkmal der Combo hervokehrt: relativ lineare Strukturen wie auch in "Prophet and Sons", einem Unisono aus Klavier und Gesang. Diese gereichen dann versonnenen Piano-Balladen wie "Why Fish Swim Upstream" zur Zierde, wobei sich das Ensemble nicht zwangsweise auf seinen Frontmann verlassen muss; "Happenings Before Dawn" etwa verläuft beinahe rein instrumental, genauso das von Schlagzeugspiel her überragende "Venture".
Das Titelstück stellt den Trompeter Mayade sowie ebenfalls erneut die Rhythmusgruppe ins Rampenlicht, die ansonsten eher zurückhaltend agiert. Dies entspricht dem generellen Tenor von "The Other Side", einem intimen Bekenntnis zum klassischen Jazz im modernen Klanggewand, das gänzlich ohne Diven- beziehungsweise Crooner-Klischees auskommt.
FAZIT: Die ungewöhnliche Besetzung dieses Sextetts bringt unerwartet konventionell, aber nicht abgeschmackt klingenden Combo-Jazz der unaufgeregten Art zu gehört. Loïs Le Van leuchtet bewusst nicht hell, doch ein verspieltes Moment haftet seiner Musik im Detail definitiv inne - beschauliche Kompositionen zum genauen Hinhören, die mit zunehmender Spielzeit an Intensität gewinnen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.11.2013
Leila Renault
Loïs Le Van
Sandrine Marchetti
Roland Merlinc
Thomas Mayade (Trompete, Flügelhorn), Manu Domerge (Mellofon, Waldhorn)
Hevhetia
54:39
15.11.2013