Oh Schreck lass nach!
Das denke ich nicht nur wegen dem extrem verfehlten Cover, nein es ist ein viel schlimmerer Fall eingetreten.
Wie bitte konnte ich nur auf dieses Album reinfallen, das ich zum Besprechen angeboten bekam?
Wo nur hatte ich beim ersten Reinhören meine Ohren gelassen, als ich nicht erkannte, dass auf „Spiritual Walk“ höchstens instrumentale Schieflage sowie schräger, mehrstimmiger Damengesang auf bravourös Weise unter einen für LOVNG THE SUN viel zu großen, etwas progressiven, aber auch poppigen Sonnen-Hut gebracht werden soll?
Und wäre solch ein musikalisches Qualitätsdebakel nicht schon schlimm genug, gibt’s noch eine schrecklich Sound-Abmischung dazu, die alle Instrumente deutlich in den Hintergrund verbannt und dafür den, die Ohren keinesfalls umschmeichelnden, doch um so mehr schrecklich nervenden Gesang laut in den Vordergrund rückt, dass man sich von ganzem Herzen eine Taste am CD-Player wünscht, mit der man einfach dieses verbale Gegurke abschalten könnte. Wundert's da noch jemanden, dass auch die Texte gänzlich das gleiche unterirdische Niveau besitzen wie die Stimmen, die solche, an Kinderreime erinnernde Lyrik zum Vortrag bringen? Dazu gibt’s vordergründigen Weichspüler-Pop oder Dream-Pop im total langatmigen, aber trotzdem schieflagigen Einheitstempo sowie etwas Trance, der einen aber in keine Trance zu versetzen vermag, weil irgendwelche viel zu lauten Stimmen oder schräge elektrische Gitarren einem vor Schrecken die Haare zu Berge stehen lassen. Plastik-Keyboards und ein brummelnder Hintergrund-Bass können ja durchaus auch einige Wirkung hinterlassen – aber garantiert keine gute. Das wohl Beste von all dem Schlechten auf „Spiritual Walk“ sind die sporadisch erklingenden akustischen Gitarren, die übrigens kurze Hoffnung während des ersten Songs „Little Girl“ wecken. Und selbst wenn die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, dann kann man diesbezüglich LOVING THE SUN dafür beglückwünschen, dass sie sich hervorragend als Musik-Hoffnungs-Mörder eignen.
FAZIT: Auf dem letzten Song dieser spirituellen CD-Wanderung, die einem Gang ins Musik-Canossa des schlechten Geschmacks gleicht, bringen zwei Zeilen von „Horizon“ es auf den Punkt: „Now it's in your hand / To Walk the way of harmony and peace“. Wer musikalische Harmonie und Frieden liebt, der sollte mit dieser CD nie bis zu seinem CD-Player gehen. Das ist man seinem guten Musikgeschmack schuldig.
Punkte: 2/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.10.2013
Jörg Langanke
Alev Catinyilmaz, Andrea Heukamp, Mary Craven
Joe Weninghoff
Joe Weninghoff
Uwe Hasenkox
Tribal Stomp Records / CARGO Records
54:11
11.10.2013