Obwohl die vorangegangene EP der Skandinavier verheißungsvoll klang, hatte man ehrlich gesagt bereits damals die Faxen dicke von okkult aufgeladenem Heavy Metal im Fahrwasser von MERCYFUL FATE und dem Diamantenkönig. Was MAGISTER TEMPLI auf ihrem ersten Album liefern, stellt sich aber im Vergleich zur Konkurrenz überraschenderweise als überragend heraus.
Das mit Black Metal sozialisierte Quartett dient sich dem Stil seiner Idole nicht zwanghaft an, sondern zeigt sich stilistisch im Rahmen der Genre-Tradition offener. Vor allem verfügt es aber über einen Sänger, der nicht mit schwachbrüstigen und jeglicher Individualität entbehrenden Helium-Vocals nervt. Abraxas legt ein breites Ausdrucksvermögen an den Tag, was auch mit einschließt, dass seine Texte genauso klar verständlich bleiben, wie die tight aufspielenden Instrumentalisten angenehm trocken und damit transparent eingefangen wurden. Hört man sich gegenüberstellend etwa das Gerumpel der deutschen ATTIC an (gerade im Konzert offensichtlich), haben die Osloer eindeutig die Überhand.
Über kurz oder lang sind es dessen ungeachtet aber Songs, auf die es ankommt, und auch hier besitzen MAGISTER TEMPLI einen Vorteil, indem sie jedem ihrer Tracks einen eigenen Charakter verleihen. "Lucifer" etwa gleitet fließend über vom vornehmlich während "Master Of The Temple" sowie "Tipareth" (starke Gesangsmelodie) Haken schlagenden Dänen-Stil in Proto-Doom-Grooves und zurück, umgarnt das Lamento des Frontmanns mit orientalischen Melodien und wirkt dabei wie auch der Rest der Stücke überhaupt nicht überheblich, gewollt elitär und mystisch, sondern sympathisch nahbar, verletzlich gar.
Natürlich verschreiben sich die Musiker obligatorisch abgefahren-finsteren Themen von Lovecraft ("The Innsmouth Look" ist ein geiler Schleifer) über den Gehörnten ("Leviathan" als fast psychedelisches, dann rasendes Highlight der Scheibe) bis hin zur Alchemie und östlicher Mystik. Mit dem griffigen "Logos" haben die Norweger letztlich noch einen kleinen Szene-Hit geschrieben, und die Cowbell in "Vitriol" forciert noch einmal, dass hier ernste, wenn auch kindlich begeisterte Musiker und keine Fanboys zocken.
FAZIT: Originalität versprühen MAGISTER TEMPLI weniger, als sie innerhalb ihres klar abgegrenzten Echtmetall-Kontextes eine gehörige Eigenständigkeit an den Tag legen und zuerst gute Lieder schreiben, die zuweilen ausschweifen und dennoch in sich rund klingen. Erst hinterher darf den eigenen Helden gehuldigt werden, und dabei stimmt der nicht auf alt getrimmte Sound genauso wie das sattelfeste Zusammenspiel dieser richtig guten Newcomer. Hype-Hupen jaulen anderswo.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.05.2013
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10.05.2013