Ein halbes Dutzend Alben in ebenso vielen Jahren, das aktuelle sogar ein Doppeldecker von fast zwei Stunden Länge – ohne Zweifel sind MAJESTIC ein rühriger Haufen. Haufen? MAJESTIC IST Keyboarder und Gitarrist Jeff Hamel, auf V.O.Z. begleitet von Drummer Mike Kosacek und diversen Sänger(inne)n. Der Amerikaner und seine musikalischen Gefährten liefern mit V.O.Z. ein so feistes wie feines Stück Progressive Rock ab. Konzeptionell (natürlich?) wird die stürmische See durchrudert, auf der Flucht vor einer ersterbenden Umwelt. Ausladend und symphonisch, mit gelegentlichem Hang zum schlichteren Melodic Rock entfaltet sich die erste CD mit so einschmeichelnden wie elegischen Melodien, voller kleiner verführerischer Volten, die ein selbstzufriedenes Einnicken verhindern.
AYREON treffen PINK FLOYD, natürlich alles eine ganze Spur kleiner, bescheidener. Was verhindert, dass der Einstieg in besinnungslosem Bombast versinkt. Die Keyboards bauen eine Kathedrale, in der sich auch TANGERINE DREAM wohfühlen würden, klagende Gitarren und rüttelnde Rhythmen reißen sie mit Genuss ein. Die Gesangsleistungen reichen von akzeptabel bis ergreifend; ergibt insgesamt stimmungsvolle, träumerische, aber kaum verträumte 58 Minuten. GOBLIN erzeugen Seemannsgarn, herumwankende Zombies bleiben außen vor.
Auf der zweiten CD gibt Hamel seinem Seepferd die Sporen; die satten Keyboards bleiben mit Wucht systemerhaltend, aber gelegentlich wird das Tempo angezogen, und die Gitarren dürfen auch mal harsche Töne anschlagen. Ein Hauch von Metal ergänzt die melodisch-symphonische Grundlage, allerdings ohne allzu hart mit der wehmütigen Grundstimmung ins Gericht zu gehen.
Dadurch wird der zweite Part abwechslungsreicher, aber auch inhomogener. Doch keine Bange, Erwartungen und Strukturen werden nicht zerfetzt. Das Feld des Austobens bleibt immer der symphonische, hochmelodische Rock, den man nur aus Identifizierungsgründen „progressiv“ nennt.
Klanglich und technisch gibt es wenig zu mäkeln. Die großen Namen fehlen zwar, und die Flöte hat Tasten, aber über zwei Stunden die Spannung und den Genuss nahezu durchgängig hochzuhalten, ohne das Aufsehenerregendes oder gar aufsehenerregend Neues geschieht, verdient Respekt!
FAZIT: Was Jeff Hamel als Musiker und Produzent auf seinem sechsten Album in exorbitanten 117 Minuten abliefert, ist ein symphonisches Prog-Schlachtschiff, das zwar im heimischen Keller zusammengezimmert wurde, das aber trotzdem hochseetüchtig ist. Wer Spaß an gesanglichem Drama, einem abwechslungsreichen Keyboard-Wonnebad, akzentuiert eingesetzten Gitarren und knalligen Rhythmen auf der Basis von Prog-, Melodic-, Space-Rock mit sequentiellem Metal-Touch hat, sollte V.O.Z. ein Ohr leihen und MAJESTIC ein paar Euro schenken.
Zum Antesten empfehle ich „Skies Clear“ von CD 1 und „Spirits Dwell“ vom zweiten Tonträger. Da werde ich schwächer als bei hochgejubelten Raben, die nicht singen oder vielleicht doch. Für manche Melodien und Instrumentierungen ist es leicht, mich an die Hand zu nehmen und hinauszuführen auf ein Spielfeld, auf dem die Spiele der Vergangenheit neu geträumt werden…
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.03.2013
David Cagle, Tara Morgan, Chris Hodges, Celine Derval
Jeff Hamel
Jeff Hamel
Mike Kosacek
Eigenproduktion/Just For Kicks
CD 1: 58:12/CD 2: 58:53
01.03.2013