Hoppla, die großartige KINT/MALM-7“, die der Verfasser dieser Zeilen seinerzeit für das OX-Fanzine rezensierte, hat ja auch schon satte 5 Jahre auf dem Buckel. Damals philosophierte ich über Sänger Ali und seine Stimme, die in gewisser Nähe zu Oskar Matzerath aus der „Blechtrommel“ angesiedelt ist. Und der Kerl konnte mit seiner Stimme Glas zerspringen lassen.
MALM aus der seltsamen Stadt Würzburg, bemühen sich auch heute nicht um Konventionalität oder Hörerscharen, sondern ziehen auch mehr als ein Jahrzehnt nach der großen Zeit der Noise-Bands unbeirrt ihr Ding durch. Und das ist purer Noise Rock, der seinerzeit auf AmRep und Co erschienen wäre. Von den Drums zerhackte Rhythmen, ein treibender Bass und eine schräge Gitarre zermalmem (haha) die Songs, die auch THE JESUS LIZARD hätten schreiben können. Und wie bei jenen ist die Musik allein schon faszinierend, das I-Tüpfelchen kommt aber vom Gesang. Und da ist Ali nicht weit von David Yow entfernt, die Stimme speit jedes Wort heraus, ist voller Wut und zerreißt mit ihrer Höhe dem Hörer die Eingeweide. Und obwohl sie nicht abgedruckt sind, ist beinahe jedes Wort der sehr eigenen deutschen Texte verständlich. „Hüllenlos“ ist bei den Texten Programm, MALM reden nicht um den heißen Brei herum, sondern sind ungekünstelt und punkig direkt.
Aber Noise Rock ist sicher nicht jedermanns Sache, mit Noise Rock, wie ihn MALM zelebrieren, muss man sich auseinander- und wieder zusammensetzen. Wer dazu nicht bereit ist, sollte weiter SOUNDGARDEN im Supermarkt hören, aber ihm entgeht ein sehr gutes Album.
FAZIT: Noise Rock ist komplett out, aber MALM ziehen ihr Ding durch: unkonventionell, schräg, voller Wut und Aufrichtigkeit. „Hüllenlos“ ist eine faszinierende Scheibe, die viel mehr Aufmerksamkeit erhaschen sollte, als sie jemals bekommen wird.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.06.2013
Boris
Ali
Holger
Matthew
Raddatz Records
41:12
07.06.2013