Dafür, dass die Musiker schon seit über 20 Jahren in irgendwelchen Rock-, Metal- und Punkbands spielen, sehen sie auf den Promofotos aber noch ganz schön jung aus. Nachvollziehbar, denn alten, ungeschminkten Säcken würde man den Musikstil auch nicht abnehmen, denn MARY FAY spielen das, was man schön verächtlich als Emo bezeichnen kann. "Just Pretend" ist die erste von drei EPs, aus denen letztendlich ein Album werden soll.
Die vier Songs hierauf haben alles, was sich die heranwachsende 15-jährige, die sich am liebsten schwarz anzieht, sich gerne tätowieren lassen würde und deren Gesicht zur Hälfte von Haaren verdeckt ist, vor ein paar Jahren so gewünscht hat: weichen, aber nicht zu weinerlichen Gesang, Eingängigkeit, eine Prise Schwermut und Melancholie in den Melodien, dezente Streicheruntermalung oder auch mal ein begleitendes Klavier. Allzu heftig losrocken darf die Chose natürlich nicht, weshalb auch MARY FAY zwischen Pop-Punk und Alternative pendeln und nur in einem Song, nämlich "This Wall Between Us", andeuten, dass Hardcore auch ein bisschen dazu gehört. Das alles wird zwar von den Schweden recht zielsicher umgesetzt, es gibt nur ein Problem dabei: die Emo-Mädels von damals sind inzwischen alle Hipster-Mädels, die Fashionblogs schreiben, sich nicht mehr nur schwarz anziehen, tätowiert sind, ihr Gesicht gerne in die Kamera halten und entweder härtere und anspruchsvollere Musik oder Elektro hören.
FAZIT: Braucht man MARY FAY und ihre Musik im Jahre 2013 noch? Irgendwie nicht. Außer, man ist immer noch Emo. Oder steht trotzdem auf diese Musik.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.09.2013
Jonas Asplind
Alexander Backlund
Alexander Backlund
Peter Bergman
Perennity Records/Sound Pollution/Rough Trade
13:46
20.05.2013