Was wäre gewesen, wenn nicht Anfang der Neunziger Burton C. Bell den klaren Gesang bei FEAR FACTORY eingeführt hätte?
Nun, erstens wären dem Live-Publikum FEAR FACTORYs unzählige schiefe Gesangspassagen erspart geblieben und zweitens könnte man stumpf MASTIC SCUM anno 2013 als nahe Verwandte der Amis ansehen.
Im Jahr der Veröffentlichung von FEAR FACTORYs „Soul Of A New Maschine“ wurden die österreichischen Death-Grinder MASTIC SCUM gegründet, die seither diverse Besetzungswechsel zu verkraften hatten, aktuell ist ein neuer Bass-Mann mit in der Seilschaft. Aber man ist gut eingespielt und ballert sich präzise durch elf neue Songs, deren Titel auch inhaltlich eine Nähe zu den schwächelnden Großvätern vermuten lassen.
Aber MASTIC SCUM haben sich im Vergleich zum Vorgänger „Dust“ von 2009 noch ein Stückchen weiter in die eiskalten Industrial-Welten vorgewagt. Allein schon der klinisch-maschinelle Sound würde jeden Hygieniker ein verzücktes Lächeln auf die Lippen zaubern. Die Drums klicken in unmenschlicher Präzision, die Gitarren-Stakkatos werden von einem Cyborg gespielt, aber trotz allem gelingt es dem Quartett immer wieder, etwas Groove einzubauen und sich einen Rest von Menschlichkeit zu erhalten. Der Gesang wird von einem Schuster vorgetragen, der – im traurigen Gegensatz zum Original – bei seinen Leisten bleibt und sich entsprechend ansprechend durch seine gesellschaftskritischen Texte growlt und brüllt.
Wen nun den FEAR-FACTORY-Vergleich nicht abschreckt und wer gut auf die penetrant hymnischen Stropfen-Gesänge jener verzichten kann, der dürfte sich bei MASTIC SCUM zuhause fühlen, denn „CTRL“ ist eine gute Scheibe für schlechte Laune geworden, trotz moderner Ausrichtung aber nicht innovativ.
FAZIT: „Soul Of A New Maschine“ von FEAR FACTORY minus Hymnen und Klargesang gleich „CTRL“ von MASTIC SCUM.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.12.2013
Alexander Schmid
Maggo Wenzel
Harry Gandler
Man Gandler
Massacre Records
44:18
06.12.2013