Dass Nathan Frost als Auch-Musiker, wie Beethoven einmal sagte, Videospiele programmiert und mitunter auch zu deren Soundtracks beiträgt, hört man dieser Solo-Scheibe des Keyboarders an. Klangwärme ist etwas anderes als der Sound von "Synecron", und die hölzernen Prog-Fusion-Kompositionen passen in dieses Bild einer handwerklich klaglosen, aber emotional kaltlassenden Platte.
Die durchweg langen Songs des Albums kranken an fehlenden Hooks, selten beseelten Soli aller Beteiligter - die Trade-Offs führen zumeist ins Leere, statt Spannung aufzubauen - und gerade was die Gitarren betrifft mangelnedem Feingefühl bei der Sound-Abstimmung. Am PC oder vor einer Konsole mögen knochentrockene Riffs einigermaßen funktionieren, aber im Verbund mit beziehungsweise als Unterboden von virtuosen Parforce-Ritten tragen sie nicht.
Melodisch wiederum herrscht wie angedeutet Ödnis, und speziell Sherinian scheint so ziemlich alles verbraten zu haben, was ihm für sein eigenes Schaffen zu schade war, seien es fehlplatzierte Piano-Dissonanzen in "Empire Rising, 2000 A.D." oder Grabbelkisten-Bombast wie während "Empire Falling", dem längsten und ausgerechnet am meisten enervierenden Stück, das weniger eine konkrete Struktur besitzt als bloß Ideen aneinanderhängt. Marco Sfogli, der offensichtlich überall für Geld die sechs Saiten bemüht, reicht an anderer Stelle ("Consilience" mit bemühtem Düster-Flair) allzu typische Kabinettstücke ohne Nachhaltigkeit ein, und selbst die Rhythmus-Großmeister bleiben blass, auch wenn sich Marco Minnemann nicht nehmen lässt, seine unverkennbaren Duftmarken zu setzen (höre dazu den Beginn des Abschlussstücks). Das flirrende "Singularity" gefällt am besten, und "Samsaara" lässt man sich als cineastische Klavierstudie ohne Hektik gefallen, das war's.
FAZIT: Brotarbeit mit Kunst zu verwechseln, dessen machen sich viele instrumentale Könner schuldig, und "Synecron" ist ein Paradebeispiel dafür. Nathan Frost mag atmosphärische Gebrauchsmusik schreiben können, aber keine packenden Songs, die in diesem Fall zum Glück nicht noch mit Gesang bestückt wurden. Kaum auszudenken, wie viel ärgerlicher dieser Casting-Durchfall mit einschlägigen Namen aus der Szene geklungen hätte.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.11.2013
Nathan Frost
Marco Sfogli, Taka Minamino
Nathan Frost, Derek Sherinian
Virgil Donati, Marco Minnemann
Just For Kicks
52:01
08.11.2013