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Reviews

Necromancer: Taberah

Stil: Heavy Metal

Cover: Necromancer: Taberah

Igitt, was liegt denn hier vor mir! Tja, das Auge ist die erste Instanz bei der Entscheidung; wenn ich früher nach LPs, heute CDs oder Downloads stöbere, beurteile ich zuerst anhand der Cover, ob ich der Musik überhaupt eine Chance gebe oder nicht.
Im Falle der vorliegenden Scheibe „Necromancer“ der australischen Heavy Metal Combo Taberah wäre mir die in diesem abstoßenden, kitschigen Cover verborgene Musik auf immer unbekannt geblieben. Im Nachhinein: schade wär’s gewesen; Künstlerpech.

Gibt man der Musik dann doch eine Chance stellt man schnell fest, dass es sich bei Taberah um eine sehr gut eingespielte Truppe handelt. Kein Wunder, sind die Jungs doch schon seit 2004 zusammen und haben in der Szene Down Under reichlich Erfahrung sammeln können. Im nun neunten Jahr der Bandgeschichte ist „Necromancer“ erst die zweite CD. Auch wenn der alttestamentarische Bandname auf irgendwelche religiöse Motive, Inspirationen etc. schließen könnte, haben die Jungs solche Zusammenhänge auf Nachfrage eindeutig zurückgewiesen.

Mit „2012“ gelingt ein Einstieg nach Maß: Gesang mit mehrstimmigem Echo, immer wieder treibende Gitarre, garniert mit einem ohrwurmartigen Refrain. Abgerundet wird diese Vorspeise durch ein vorzügliches Solo der Gitarre, das sich nicht in sinnlosem Gefrickel ergeht. Dabei variieren andauernd Tempo und Rhythmus, bevor zum Ausklang der Gesang wieder einsetzt.

Dieses hohe Anfangsniveau kann in den Folgetracks nicht ganz durchgehalten werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Stücke schlecht sind. Die Grundstruktur der Songs besteht jeweils aus Gesang, unterlegt mit Gitarre, die im Gleichklang mit dem Gesang an Tempo und Dominanz zulegt bzw. abnimmt. Wiederholungen und einzelne Längen führen hin und wieder dazu, dass man beim Zuhören den Faden verliert. Der Titelsong „Necromancer“ zählt für mich zu den schwächeren Titeln; wenn ich höre „Necromancer shadowdancer“ denke ich unwillkürlich „Reim Dich, oder ich hau‘ Dich“.

Mit „One goonbag later“ hat auch ein sehr kurzer Instrumentaltitel den Weg auf den Silberling gefunden; diese Fingerübung des Gitarristen ist m.E. fehl am Platz, auch wenn andere Hörer dabei vielleicht feuchte Augen bekommen sollten.
„The Hammer of Hades“ geht Richtung Power Metal. Es handelt sich um einen schwächeren Titel. Der Gesang isoliert betrachtet passt, aber das Zusammenspiel mit den Instrumenten hört sich stellenweise bruchstückhaft an.

Kurz vor Zielschluss wird der Schlussspurt angezogen: die Jungs legen gleich 2 Zahn zu und zeigen, wozu sie in der Lage sind. „My dear Lord“ ist mein persönlicher Favorit. Acapella zum Einstieg, bevor dann die elektrische heulend und treibend übernimmt; dieses Intro finde ich pfiffig, eine gute Idee und die auch noch verdammt gut umgesetzt. Mittendrin in voller Fahrt vollführt die Musik einen tollen Tempowechsel, will heißen, fast eine Vollbremsung; hierbei können die Musiker sowie die Zuhörer ein wenig zu Atem kommen, bevor wiederum volle Fahrt aufgenommen wird im bewährten Zusammenspiel von Schlagzeug und Rhythmusgitarre.

Auf dem letzten Titel der CD zollen die Jungs ihren wohl größten Inspiratoren musikalisch Tribut. Zwar werden auf der Bandpage als Einflüsse genannt u.a. AC/DC, Black Sabbath etc. pp, aber auch die Scorpions und erst recht Deep Purple hat man bei Taberah sicher mehr als einmal gehört. „Burn“ zu covern ist ambitioniert. Coversongs provozieren unweigerlich Vergleiche mit dem Original. In diesem Fall merkt man den Unterschied in fast allen Belangen doch krass in puncto Sound, Musikalität und Technik. Der Gesang kommt teilweise doch ein wenig schwachbrüstig. Diese Schuhe passen (noch) nicht; Burn ohne Keyboard ist wie Bier ohne Alkohol.

FAZIT: Nach dem ersten Durchgang kam mir die CD eintönig und einförmig vor. Erst nochmaliges Zuhören hat mir die Band als eine Gruppe professioneller Musiker gezeigt; die Jungs legen Wert auf Qualität, nicht auf oberflächliche Effekte, die sich schnell abnutzen. Sicher, von den Texten her ist kein Nobelpreis für Literatur zu erwarten, aber das gehört zum Genre.

Schnell kommt der Punkt, wo ich beim Zuhören anfange, mit den Füßen im Takt mit zu wippen.
Immer wieder gibt es eingängige, ohrkompatible Riffs als Rhythmus, oftmals veredelt mit kurzen, mehrstimmigen Einlagen. Der Gesang ist nicht auf durchgehend gleich hohem Niveau; immer mal wieder kommt mir dieser doch schwachbrüstig vor.

Was fehlt sind 1-2 „Killerriffs“ oder „Monstermelodien“, die sich dauerhaft in den Lauschern einnisten. Zwischen tollem Einstieg und mutigem Abschluss machen sich einige Längen und zu oft wiederholte Riffs störend, weil eintönig, bemerkbar.

<span style="font-style:italic;">Thomas Schäfer</span>

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2013

Tracklist

  1. 2012
  2. Dying wish
  3. Burning in the moonlight
  4. Necromancer
  5. Warlord
  6. Don’t say you’ll love me forever
  7. For king & country
  8. One goonbag later
  9. The Hammer of Hades
  10. My dear lord

Besetzung

  • Bass

    Dave 'The Doctor' Walsh

  • Gesang

    Jonathon Barwick

  • Gitarre

    Jonathon Barwick, Myles 'Flash' Flood

  • Schlagzeug

    Tom "Bam Bam" Brockman

Sonstiges

  • Label

    Dust on the Tracks Records

  • Spieldauer

    51:12

  • Erscheinungsdatum

    13.09.2013

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