Erwartungsschwer lastet der Vorgänger auf den Schultern von NECROPHOBIC: denn nach Weggang von Langjahr-Gitarristen Sebastian Ramstedt gibt sich auf „Womb of Lilithu“ erstmals Fredrik Folkare die Ehre – kein Unbekannter in der schwedischen Death Metal-Szene, spielt er doch parallel bei den Viking-Deathern von UNLEASHED.
Nach dem rasenden Vorgänger enttäuscht „Womb of Lilithu“ in den ersten Durchläufen extrem, fehlt es der Band doch sehr offensichtlich an der harschen, ausbrechenden Kraft des Vorgängers. Die neuen Kompositionen tragen eine ganz andere Note in sich, was das Songwriting anbelangt, und treffen nur selten mit Urgewalt den Punkt dessen, was die Band ausmachte und was auf „Death To All“ fast bis zur Perfektion ausgereizt wurde.
Das aktuelle Material wirkt um einiges subtiler, unzugänglicher und ist krampfhaft darum bemüht, seine Defizite mit vielen neuen Elementen zu überdecken. Neben neu entdecktem Cleangesang, ist die Band oftmals darum bemüht, fast episch zu klingen – es gibt hier echt Passagen mit Chören in fast operesker Art, die im schweren Gegensatz zu den harten Gitarrenläufen stehen. Dazu gibt es reichlich verspielte, ausgedehnt ruhige Parts, die im Verlauf des Albums die allgemeine Stimmung zwar verdüstern, aber nur selten an die Hochform der Band heranreichen. Bestes Beispiel: der Track 'The Necromancer', der dösig am Ziel vorbei dümpelt und auf „Womb of Lilithu“ wohl den Höhepunkt der Mittelmäßigkeit darstellt.
Dass die Musiker allesamt genug Erfahrung besitzen, um gute Riffs zu schreiben und auch aufzunehmen, sollte klar sein – allerdings scheint es wirklich fraglich, ob man das Ganze wirklich noch unter dem Banner NECROPHOBIC hat durchziehen müssen. Als Fan der Band musste man sich über die Jahre einige Veränderungen gefallen lassen, aber die schwermütige Art von „Womb of Lilithu“ steht im schweren Gegensatz zum ungestümen Vorgänger und wirkt trotz ordentlicher Songs fast zahnlos.
FAZIT: Ein wirklich schlechtes Release ist „Womb of Lilithu“ nicht geworden, allerdings bleiben die Schweden mit dieser mittelmäßigen Platte weit hinter den gesteckten Erwartungen zurück. Mag sein, dass die feurige, direkte Art von „Death To All“ einfach zu weit vom neuen Material entfernt ist, das in fast 70 Minuten niemals auf den Punkt kommt und mit keinem Song auch nur ansatzweise an die ersten Sekunden des letzten Albums heranreicht. Enttäuschend.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.10.2013
Alex Friberg
Tobias Sidegård
Robert Sennebäck, Fredrik Folkare
Joakim Sterner
Season Of Mist
68:43
25.10.2013