Die Ruhrpott-Fraktion der Death-Metal-Community dürfte den Namen NECROWRETCH schon mal gehört bzw. die Band schon einmal live gesehen haben. Das französische Trio spielte nämlich im März 2012 im Essener Turock im Vorprogramm der Releaseshow zu ASPHYXs "Deathhammer". Viel mehr als Höflichkeitsapplaus konnte die Band damals noch nicht einheimsen, besser sieht es jedoch für das Debütalbum "Putrid Death Sorcery" aus, das dieser Tage über Century Media erscheint.
Wie auch schon bei SONNE ADAM setzt das Dortmunder Label auf einen nahezu unbekannten Newcomer, der traditionellen Death-Metal-Tönen frönt. Wo die Israelis aber auf schwere Doomeinflüsse setzen, ist die bevorzugte Geschwindigkeit bei NECROWRETCH der Hasenfick. Beinahe jeder der elf kurzen Songs setzt auf hektisches Highspeed, ohne jedoch die naheliegende Grenze zum grindigen oder schwarzmetallischen Geblaste zu überschreiten. Hin und wieder nimmt man jedoch auch das Tempo raus und brettert im gehobenen Midtempo daher, zäh-walzend wird es nur ausnahmsweise in "Impious Plague In Catacombs" mal. Als Einflüsse nennt Frontmann Vlad neben DEATHs "Scream Bloody Gore"-Debüt auch unterschiedliche Bands wie MERCILESS, GROTESQUE, diverse südamerikanische Horden sowie MARDUK. Was aufgrund des Tempos nicht ganz abwegig ist. Leicht angeschwärzt ist zudem sein Gesang, statt tiefen Growls gibt es nämlich hallendes, leicht heiseres Gekeif zu hören, was zusätzlich für Eigenständigkeit sorgt. Gitarrenseitig gibt es gleichermaßen finstere Riffs wie morbide Harmonien, diesbezüglich ist man eher auf regulären Todesblei-Pfaden unterwegs.
Zum größten Teil bewegen sich die Songs zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Minuten - da ist wenig Platz für ausgefeilte Strukturen und so verzichtet man auch auf gängige Strophe-Refrain-Strophe-Schemata - nicht dagegen auf Quietschsoli. Das hat jedoch zur Folge, dass die Songs, die zwar einfach gehalten sind, nicht wirklich eingängig und nur sehr schwer voneinander zu unterscheiden sind. Oder anders gesagt: es herrscht eine gewisse Gleichförmigkeit vor, die mit der Zeit für ein ganz kleines bisschen Langeweile innerhalb der guten Laune, die das Geprügel sonst macht, sorgt.
FAZIT: NECROWRETCH sind ein interessanter Newcomer mit recht eigenem, mitunter eigenartigem Sound. Technisch fit und frisch drauflos holzend, muss man noch ein bisschen an Variabilität im Songwriting und Einzigartigkeit in den Songs selber arbeiten. Sollten Death Metaller mit Vorliebe fürs gehobenes Tempo sowie Black Metaller, die auch mit Death Metal klar kommen, trotzdem antesten.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.01.2013
Amphycion
Vlad
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Century Media / EMI
35:44
25.01.2013