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New Keepers Of The Water Towers: The Cosmic Child

Stil: Doom-, Stoner-, Progallerlei

Cover: New Keepers Of The Water Towers: The Cosmic Child

Mit ihrem seltsamen Bandnamen hat das dritte Album dieser Schweden überhaupt nichts zu tun. Das hier ist ein Trip durch die unendlichen Weiten des musikalischen Delikatessenladens, ein Dauerlauf, der leichtfüßig Genregrenzen überspringt und dabei das schlafende „Cosmic Child“ im Buggy vor sich her schiebt.

Dabei läuft man als Progfan Gefahr, die 2006 gegründete Gruppe aufgrund ihrer Optik unbesehen in die Retro-Rock-Schublade zu packen. Schon der erste Ton von „The Cosmic Child“ macht aber klar, dass das fatal wäre: „The Great Leveller“ serviert Doom mit Drive, liegt auf einer Wellenlänge mit CATHEDRAL und besticht vor allem durch den unfassbaren Wumms. Die dröhnende Gitarrenwand wird nur vom übermächtigen Kesselrühren eines – nomen est omen – Tor Sjödén überragt. Sein Partner In Crime Rasmus Booberg liefert dazu schwelgerische Gitarrenharmonien und Vocals, die wie Wolfsgeheul in der nächtlichen Wildnis wirken. „Kraftvoll“ ist hier definitiv das Wort der Wahl, und doch ruht alles in einem gesetzten Groove, wirkt ausbalanciert und fesselt über die gesamte Länge, ohne ständig neue Elemente zu bringen.

Die Entdeckungsreise beginnt hier aber erst, denn die NEW KEEPERS haben noch wesentlich mehr zu bieten, was sie für Rock- und Metalfans verschiedener Couleur interessant machen dürfte: Ihre „Visions Of Death“ sind keine pechschwarzen Horrorszenarien. Mit Akustikgitarren, Orgel- und Glockenspielklängen gibt man sich zunächst entspannt-sinnierend. Das dann folgende Riff und die Vorliebe der Stockholmer für unerwartete und jazzige Akkorde erinnern an HAWKWIND und US-Neoprog von Gruppen wie DELUGE GRANDER. Dazwischen erstrahlen immer wieder einfache melodische Gitarrenleads vor schwebendem Klanghintergrund, als würde man in Zeitlupe an einem Stern vorbeigleiten und dann wieder Tempo aufnehmen.
Der Flug auf „The Cosmic Child“ ist eine Reise durch die Zeit. Mit dem zweiten Longtrack „Pyre For The Red Sage“ machen NEW KEEPERS OF THE WATER TOWERS Halt bei PINK FLOYDs Mittelphase. Ein klavierunterstützter, authentischer Ausflug mit sensationellen Leads wird hier geboten, die Klangteppiche angemessen ausschweifend zelebriert, doch immer wieder auf Kurs gebracht von Schlagwerker Sjödén.

„Cosmosis“ setzt diese psychedelische Richtung mit verfremdeten, mehrstimmigen Vocals und cleanen Gitarren fort, doch man ahnt bereits, dass die Band mit „Lapse“ wieder im Jetzt angekommen ist. Hier wird über zwölf Minuten lang OPETHs entschleunigtem Klangkosmos gehuldigt, Höhepunkt ist der nicht ganz so heftig gezockte Schlussteil, der aber ganz ähnlich eingeleitet wird und mit dem knurrigen Bass nebst erhabener Melodien ebenso Arsch tritt wie Meister Åkerfeld. Das kurze Titelstück bietet ein athmosphärischen Ausklang, der sich nahtlos an das Gehörte anschließt und die Aussage der Band unterstreicht, für dieses Album am härtesten gearbeitet zu haben.

FAZIT: Ein faszinierendes Klangkunstwerk, wie man es selten findet. Einfach in den Mitteln und gerade deshalb so energetisch, so erhaben, so erhebend. Sollte man unabhängig von der musikalischen Präferenz gehört haben.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.04.2013

Tracklist

  1. The Great Leveller
  2. Visions Of Death
  3. Pyre For The Red Sage
  4. Cosmosis
  5. Lapse
  6. The Cosmic Child

Besetzung

  • Bass

    Björn Andersson

  • Gesang

    Victor Berg, Rasmus Booberg

  • Gitarre

    Rasmus Booberg, Victor Berg

  • Schlagzeug

    Tor Sjödén

Sonstiges

  • Label

    Listenable Records

  • Spieldauer

    46:51

  • Erscheinungsdatum

    11.03.2013

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