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Nightfall: Cassiopeia

Stil: "Dark" Metal

Cover: Nightfall: Cassiopeia

Im Stall von Holy Records standen die Griechen NIGHTFALL stets in der zweiten Reihe, obwohl sie vor allem mit „Athenean Echoes“ einen geschätzten Untergrund-Klassiker eingereicht haben. Spätestens seit „Lesbian Show“, mit dem sie sich dem Gothic-Boom im Fahrwasser von Moonspell anbiederten, emuliert die Gruppe lieber auf weitestgehend ordentlichem Niveau, statt auf Originalität zu setzen.

Auf dem neuen Album soll es wider Erwarten nicht Gitarrenheld Constantine richten, sondern ein Wald-und-Wiesen-Mix mehr oder minder ausgegorener Versatzstücke. „Phaeton“ verfügt zu Beginn über SAMAEL-Schmiss, was nicht ohne klassische Metal-Riffs und zweistimmige Leads erfolgt „Oberon & Titania“ hingegen ist Einschläfer-Black-Metal light mit Klavier-Tupfern, bevor mit „Colonize Cultures“ der erste völlig zerfahrene „Song“ folgt. „The Nightwatch“ bezeugt leichte Neoklassik-Tendenzen und verleitet aufgrund seines wiederkehrenden „Hey“ zum Stirnrunzeln. Wenn „The Reptile Gods“ aufgrund seiner dramatisch engagierten Gitarrenarbeit besticht, aber ansonsten kaltlässt, wird ersichtlich wieso die Band nie so recht ein Bein auf den Boden bekam: Das Handwerk stimmt, doch emotional aufrichtig mutet das Songwriting zu selten an.

Wenn gar nichts mehr geht, verfällt man ins Hämmern und Prügeln wie im kompositorisch lahmen „Hyperion“ oder bei „The Sand Reckoner“ … oder darf es ein deplatziertes, weil unverzerrtes Break sein wie während „Akhenaton, the 9th Pharaoh of the 18th Dynasty“?. Zugegeben, der treibende, bombastische Schluss gefällt, und generell weniger zweifelhaft klingt „Stellar Parallax“, mit dem sich NIGHTFALL einmal mehr als kleine Brüder von SEPTIC FLESH („A Fallen Temple“-Phase) ausgeben. Tatsächlich überzeugen die Musiker vor allem in den auf „Cassiopeia“ zu dünn gesäten rockigen Passagen, wo „Hubris“ erneut ein Konglomerat lieblos aneinandergeklatschter Ideen darstellt, welche für sich genommen genauso wenig stinken wie die Umsetzung und Produktion der Scheibe an sich. Als Songalbum funktioniert der Teller aber nicht die Spur.

Man fragt sich, weshalb NIGHTFALL zu sechst aufspielen und dennoch so harmlos klingen. Das abschließende „Astropolis“ hätte sich Schwarznorwegen schon circa 1998 verkniffen: schreitender Charakter, gleichförmige Growls und äußerst vorhersehbare Melodien. Zweit- bis Drittverwertung nennt man das wohl …

FAZIT: „Cassiopeia“ ist ein wohlklingendes und gut gespieltes Stück Musik, der man gerne den schwammigen Begriff „Dark Metal“ anheften darf. NIGHTFALL selbst wandern damit auf dem gleichen Pfad in die Bedeutungslosigkeit wie die Landsleute ROTTING CHRIST, denn nur weil man dies und das so und so umsetzen kann, zumal mit einem Ersatzteillager an Musikern statt einer richtigen Band, ist man noch lange keine eigenständige, geschweige denn ehrliche Künstlerversammlung. Songwriting bäh, Klangtapete olé …

Punkte: 5/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.01.2013

Tracklist

  1. Phaethon
  2. Oberon & Titania
  3. Colonize Cultures
  4. The Nightwatch
  5. Stellar Parallax
  6. Hubris
  7. The Reptile Gods
  8. Hyperion
  9. Akhenaton, the 9th Pharaoh of the 18th Dynasty
  10. The Sand Reckoner
  11. Astropolis

Besetzung

  • Bass

    Stathis Ridis

  • Gesang

    Efthimis Karadimas

  • Gitarre

    Evan Hensley, Constantine

  • Keys

    Stathis Kassios

  • Schlagzeug

    JörgUken

Sonstiges

  • Label

    Metal Blade / Universal

  • Spieldauer

    58:15

  • Erscheinungsdatum

    18.01.2013

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