Der Titel dieser per Crowdfunding initiierten Kompilierung geht auf das einleitende 2003er Demo von OBSCURA zurück. Als CD und LP ist "Illegimitation" ein reich bebildertes Liebhaberstück mit einigen zusätzlichen Leckerbissen ... nicht nur für Freunde des Hochtechnischen.
Die vier Stücke des Demos, allen voran das Intro "And All Will Come To An End", zeigt die Band noch stärker vom schwedischen Melodic Death geprägt, als es mittlerweile noch zu hören ist. Die Break und Melodien fallen schon recht verspielt aus, kratzen aber nicht ansatzweise an der Dynamik und Rundum-Perfektion des modernen Klassikers, den OBSCURA mit "Omnivium" gestemmt haben, und das Songwriting wirkt unter Ausnahme des hymnischen "immanent Desaster" wie eine Aneinanderreihung von mehr oder minder gelungenen Ideen.
Die drei folgenden Rohfassungen von "Cosmogenesis"-Tracks deuten dann an, wohin die Reise des deutschen Extrem-Prog-Aushängeschilds in Zukunft gehen sollte: Kaum eine andere Gruppe hat den Stil und das kompositorische Verständnis von Chuck Schuldiner so gut verinnerlicht wie OBSCURA, doch auch ihr visionärer Ansatz, den die jüngste Platte noch vehementer forcierte, ist im Kern schon zu erkennen.
Das Cover von "Flesh And The Power It Holds" von DEATHs "The Sound Of Perseverance" erscheint insofern stimmig bis weniger überraschend als ATHEISTs vergleichsweise roher Debüt-Klopper "Piece Of Time". "How Could I" von CYNIC ist zumindest mutig gewählt und eigentlich kaum anders nachzuspielen als originalgetreu. Ohnehin stellen diese Tribute keine neuen Facetten der Kompositionen in Aussicht, obschon zumindest der erste dank Fretless-Sounds vermuten lässt, wie Steve DiGiorgio den Abgesang von DEATH klingen lassen hätte. In dieser Dreiteilung erinnert "Illegimitation" daran, dass OBSCURA trotz des elitären Anspruchs (den vorwiegend andere an sie stellen, nicht sie selbst) vor allem Fans geblieben sind und gerne zeigen, dass sie auch nur mit Wasser kochen.
FAZIT: Mit dieser Zusammenstellung vereinen OBSCURA vielleicht Freunde von recht traditionellem Death Metal mit Befürwortern der modernen Perfektion. In jedem Fall ist "Illegimitation" wenig repräsentativ für den gegenwärtigen Stil der Band, aber ein sinnvolles Zeugnis ihrer Wurzeln.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.08.2013
Linus Klausenitzer
Steffen Kummerer
Steffen Kummerer, Christian Muenzner
Hannes Grossmann
Eigenvertrieb
48:16
15.03.2013