Zurück

Reviews

Obscure Sphinx: Void Mother

Stil: Post Metal

Cover: Obscure Sphinx: Void Mother

Unser geschätzer Mitschreiber Andreas Schulz lobte das Debüt dieser polnischen Bands bereits über den grünen Klee und war dabei vielleicht zu euphorisch, aber mit ihrem von einem Konzept getragenen zweiten Album untermauern OBSCURE SPHINX ihren Status als hoffnungsvolle, ausgesprochen intensive und eigenständige Band in einem Spannungsfeld, das man unbeholfen nicht anders nennen kann als Post Metal.

Sängerin Sofia, erwiesenermaßen das Aushängeschild der Gruppe, ist nicht gerade Karyn Crisis, verfügt aber dennoch über das Organ einer Besessenen, was sich insbesondere während der fragilen Momenten offenbart, in welchen sie zart flötet ("Lunar Caustic"), um Luft für noch derbere Auswüchse zu holen. In ihren härtesten Momenten (schwerfällig und schwermütig ist "Void Mother" durchweg) klingen OBSCURE SPHINX so ähnlich wie NEUROSIS, als die Kalifornier noch relevant waren und sich nicht selbst kopierten. Die Chanteuse und ihre Männer tun dies ebenso wenig, auch wenn der Einfluss offensichtlich ist.

Das schamanisch dröhnende Zwischenspiel "Velorio" forciert diesen Eindruck weiter und macht die Scheibe umso atmosphärischer, die geflüsterten beziehungsweise klar intonierten Ruhepole "Meredith" und "Void" sowieso. Im viertelstündigen Finale "The Presence Of Goddess" zeigt sich, welche ausdrucksstarke "saubere" Stimme die Frontfrau besitzt, gleichzeitig da es die Instrumentalisten - man erweist sich ansonsten beständig als Team ohne Einzelkämpfer - etwas engagierter angehen lassen. Das zwölfminütige "Waiting For The Bodies Down The River Floating" schraubt sich hingegen langsam mit verloren im Hintergrund flirrenden Gitarren und zunehmend dichter werdendem, perkussivem Schlagzeugspiel auf. Der Kehrvers "insides crumbled with the vice of hopeless thoughts" geht unter die Haut ...

... und überhaupt die Texte: "What if God looks here and finds out what you've done?" (aus "Nasciturus") und dergleichen mehr erweist sich im musikalisch spannenden Kontext als positiv haarsträubend, wobei die Art und Weise, wie sich Sofia äußert, nicht weiter von Belang ist. Ob herbes Grölen wie im monotonen "Decimation" das sich gegen Ende im instrumentalen Leinwand-Rock wiegt, oder verzweifeltes Geschrei im zuletzt melancholischen, dann - genau - fiebrigen "Feverish": OBSCURE SPHINX packen am Herzen und hinterlassen ein flaues Gefühl im Magen - falls nicht dann jedoch mindestens einen Kloß im Hals.

FAZIT: "Void Mother" ist von vorne bis hinten ein Monolith ohne Übergewicht, aber mit schroffen Kanten. OBSCURE SPHINX legen damit Zeugnis von der Grausamkeit des Lebens ab - von Partnerbeziehungen, an denen manche(r) zugrundegeht, und der Zerbrechlichkeit all derer, die eben nichts kaltlässt ... brisante wie kräftigende Musik.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2013

Tracklist

  1. Lunar Caustic
  2. Velorio
  3. Waiting For The Bodies Down The River Floating
  4. Feverish
  5. Nasciturus
  6. Meredith
  7. Decimation
  8. Void
  9. The Presence Of Goddess

Besetzung

  • Bass

    Michal "blady" Rejman

  • Gesang

    Zofia "Wielebna" Fras

  • Gitarre

    Tomasz "Yony" Jonca, Aleksander "Olo" Lukomski

  • Schlagzeug

    Mateusz "Werbel" Badacz

Sonstiges

  • Label

    Eigenvertrieb

  • Spieldauer

    67:37

  • Erscheinungsdatum

    15.11.2013

© Musikreviews.de