Dass OCEAN COLOUR SCENE zu den Urvätern des Britpop der Neunziger gehören, lässt sich auch auf ihrem zehnten Album nur am Rande erahnen und ist nicht weiter wichtig, da die Band sowieso längst eine Institution und damit von jeglichen Genre- oder Szene-Faktoren unabhängig agiert. "Painting" verfügt weder mehr über die schnoddrige Gleichgültigkeit noch den Rotz oder das psychedelische Moment der Anfangstage.
Wie auch? Ohnehin gehörte das Trio schon immer zu den freundlichen Vertretern seiner Zunft und gefiel zuallererst durch Musik, statt sich in Skandalen zu ergehen. Die aktuellen Stücke durchzieht von Beginn an eine leichte Melancholie ("We Don't Look In The Mirror", "Weekend"), derweil sich so gut wie alles auch Mitwippen oder -Klatschen lässt. Diesen Modus gehen OCEAN COLOUR SCENE aber sehr variabel an, ob in "Goodbye Old Town" mit Banjo oder auf den Pfaden von Phil Spector oder Jeff Lynne mit "Professor Perplexity" und "I Don't Want To Leave England".
Heraus ragen, weil sie den Kontext weiter auflockern: der krachende Stadionrocker "If God Made Everyone", das moddige "Doodle Book" mit Bläsersatz und die erst folkige Sixties-Hymne "The New Torch Song". Allzu Introspektives wie "Here Comes The Dawning Day" (Simon ohne Garfunkel?) oder "The Winning Side" kauft man der Band zwar ab (Alter und so ...), aber am schönsten klingt sie stets, wenn sie luftig leicht statt schwermütig aufspielt. Es heißt ja nicht umsonst Pop, um zum Anfang dieses Texts zurückzukehren.
FAZIT: "Painting" ist ein Alterswerk, mit dem sich OCEAN COLOUR SCENE keine Schande bereiten, wo andere, jüngere Vertreter ihrer Stilistik entweder schon aufgelöst oder unwürdig ergraut sind - allgemein verbindlich und dennoch nicht für jedermann, denn zum Glück verkneifen sich Fowler und Co. jegliche inhaltliche Seichtheit wo sie ansonsten zuweilen schmissiger zupacken könnten.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.02.2013
Steve Cradock
Simon Fowler
Steve Cradock
Steve Cradock
Oscar Harrison
Cooking Vinyl / Indigo
38:20
08.02.2013