Der Name dieses Trios aus Haifa in Israel, unter anderem mit Mitgliedern von AMASEFFER und REIGN OF THE ARCHITECT, soll laut dessen Aussage genauso wenig bedeuten, wie sich ihre Musik stilistisch fassen lasse. Dies darf man nach dem Genuss dieses Debüts getrost unterschreiben, wobei sich OMB nicht nur dank ihres edlen Handwerkszeugs und der klangtechnischen Veredlung durch Jens Bogren für internationale Weihen empfehlen.
Die Gruppe und ihre zahlreichen Mithelfer decken eine unglaubliche Bandbreite ab und wirken dennoch stringent in ihrer absoluten Minderheiten-Nische. Somit sind OMB Anwärter auf die Nachfolge von SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM, natürlich ohne das Kult-Kollektiv zu kopieren, während die Atmosphäre ähnlich fieberhaft, die Attitüde vergleichbar furchtlos rebellisch ist. Das gesangliche Spektrum reicht vom klassischen Metal-Screamer über dadaistisch theatralische Lautäußerungen ("Oh Mrs Wade! You Shouldn’t Have!") bis hin zum aggressiven Grollen nach Death-Metal-Manier. "Milosh Had Seen Better Days" wiederum wartet zu Beginn mit der Stimme einer alten Frau vor kammermusikalischem Hintergrund auf, wie überhaupt rein Akustisches ständig die metallische Härte kompromittiert, ohne das "SwineSong" an Intensität einbüßen würde.
"These Walls …" vermittelt zunächst die Weite der früheren PORCUPINE TREE mit anhaltend kratfvollem Metal, der gar ins Thrashige ausartet, "Undergrowth" verbindet östliche Folklore mit einer fast primitiven Hardcore-Anmutung, und so geht es beständig weiter, weshalb das Prinzip der Combo rasch klar wird, alldieweil man dennoch ständig mit allem rechnen muss. Einzig eine wahrhaftige Teufelsgeige zieht sich wie ein rot glühender Faden durch viele Stücke.
Weiterhin im Programm: Gesangsarrangements wie QUEEN zu opulentesten Zeiten ("An Ordinary Caveman Sings an Ode to Obsession"), das psychedelisch schleppende und teils ganz sachte "A Smaller Dose Of Tyranny" zuerst tragische, dann manische "Mother Gazelle, Father Horse". OMB sind ein Stimmungs-Potpourri und jederzeit janusköpfig, mal konzertant und fast tänzerisch wie während "Someday My Prince Will Come", dann hämmernd und zwischendurch mit Drum-Loops sowie von weiblicher Stimme wiederholten Mantras ("don't you mind" - ein entschiedener Aufruf an den Hörer, vermutlich mit Bezug sowohl auf die gebotene Musik als auch politische wie gesellschaftliche Umstände).
Zuletzt driftet das Ensemble mit klischeefreien Jazz-Parts eingedenk einer Trompete und mathematischer Rhythmen ins Stil-Nirvana ab. "Better Days Indeed" dient dann "nur" als friedfertiges Instrumental-Intro zum Finale "The Cricket’s Broken Violin", in dem dann noch Mellotron und Akustikgitarren hinzukommen, wobei das Ende erstaunlich gelöst klingt. Besser so nach diesem Wahnsinn ...
FAZIT: Nach dem ersten Hören mutet "SwineSong" zusammenhanglos an, aber mit jedem weiteren Durchlauf wirkt es stimmiger, und irgendwann grinst man unweigerlich - OMB sind ein überragender Newcomer in Sachen wirklicher Avantgarde, stellen weder Virtuosität noch Intellekt in den Vordergrund und verfügen doch im beträchtlichen Maß über beides, gleichzeitig da sie jedermanns Gefühle ansprechen. Hören, hören, hören ... unbedingt!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.09.2013
Or Rozenfeld
Davidavi Dolev
Yuval Kramer
Yuval Tamir
Eden Amer, Na’ama Waisel, Yuval Kramer, Matan Turkenitz, Hanan Avramovich, Ehud Tamir, Meitar Forkoosh, Noam Gal, Bar Ashkenazi, Asaf Gold
Ward 7
47:25
06.09.2013