Amtsgericht Montpellier, verhandelt wird der Fall „Geschmack ./. Damien Marco (OPERADYSE)“. Der ehrenwerte Richter, Monsieur Trust, und Damien Marco, Gitarrist und Bandleader von OPERADYSE, sitzen sich gegenüber.
Angeklagter, Sie wissen, warum Sie hier sitzen?
Non, non. Ich weiß nicht…
Monsieur Marco, sagt ihnen der Name HELLOWEEN etwas?
Oui, bien sur. Eine exzellente Band. Ich liebe sie sehr.
Monsieur Marco, warum ziehen sie diese Band dann so in den Dreck?
Pardon, ich verstehe nicht…
Diese unglaublich kitschigen Melodien. Die bis ins Groteske gezogene, vollkommen übertriebene und überladene Songwriting. Keyboards, wohin man hört, Gedudel, Getröte. Das alles basiert fraglos auf der HELLOWEEN-Schule so rund um die „Keeper“-Ära. Aber das was sie daraus machen, grenzt an Körperverletzung.
Non, das ist doch…
Ruhe, Angeklagter. Wie finden sie eigentlich RHAPSODY?
Of Fire?
Meinetwegen.
Fantastique.
Und da meinen sie, sie können die 1248 Spuren, die diese Italiener sinnentleert übereinander stapeln, nochmals verdoppeln?
Oui!
Um Himmels willen, WARUM?
Monsieur, so kann ich ausdrücken, dass ich…
Papperlapapp, ausdrücken. Pickel ausdrücken, Zigarette ausdrücken? Meinetwegen. Aber mit diesem vordergründig als Heavy Metal verkauften Schmonz drückt man überhaupt nichts aus. Höchstens, dass sie einen Riesenhass auf die ganze Menschheit haben und das mit diesem Käse ausdrücken wollen.
Mon dieu, ich verstehe nicht…
Natürlich nicht, offensichtlich verstehen sie gar nichts von Musik und Heavy Metal. Wie sonst kann man erklären, dass man einen Song „Fairies Secret Garden“ nennt? Was kommt als nächstes? „Smurfs In The Wolves Room“? Naja, egal. Wollen sie etwa in Zukunft noch mehr Musik machen?
Bien sur. Wir haben noch ganz viel vor.
Gott bewahre. Sagen sie mal, das Intro zu „Pandemonium“, das hatte doch ursprünglich eine andere Intention als der Auftakt zu einem Album, oder? Ich rate mal. Soundtrack für eine neue Attraktion im Phantasialand?
Muss ich das sagen?
Herrgottverdammt, natürlich. Sie stehen hier vor Gericht.
Hmm… Das wollte Rosamunde Pilcher für einen ihrer Filme haben.
Sie machen mich sprachlos. Warum hat das nicht geklappt?
Es war ihr zu schwülstig.
FAZIT: OPERADYSE aus dem französischen Montpellier agieren nach der Devise „viel hilft viel“: Meterhohe Keyboardwände, Zuckerwattemelodien, komplett zugekleisterter Sound ohne die winzigste Lücke und Möglichkeit zum Luftholen sowie ein ausuferndes Gitarrengedudel machen „Pandemonium“ zu einer echten Nervenprobe. Im Vergleich zu OPERADYSE gehen RHAPSODY geradezu reduziert und basisch zu Werke. Allerdings auch deutlich stringenter und sinnvoller. Handwerklich kann man den Franzosen wenig vorwerfen, aber insgesamt kommt auf „Pandemonium“ zu viel von allem zu Gehör. Weniger wäre mehr. Schuldig im Sinne der Anklage.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.11.2013
Stephane Lambert
Franck Garcia
Damien Marco
Bastien Sable
Emmanuel Colombier
Sonic Attack/SPV
45:51
22.11.2013