Der ehemalige Kern der PLACKBAND ("After The Battle") schloss sich zur Weiterführung des alten Sounds mit wechselnden Bassisten zusammen und widmete sich bereits auf seinem ersten Album einer Herzenssache: den ökologischen Problemen unseres Planeten. "1000Wishes" ist nun noch stärker emotional aufgeladen, da es in Verbindung mit einem Roman von Ronald van der Pol ("Eric En Het Land Van 1000 Wensen") erscheint und sich thematisch mit Kinderkrebs befasst. Gemeinsam mit dem Jugendsinfonieorchester Den Haag hat die Band die fiktive Geschichte des neunjährigen Erik vertont, und die Erlöse aus den sehr erfolgreichen Aufführungen des Werkes gehen zur Gänze (!) an die niederländische Organisation KiKa ("Kinderen Kankervrij"), welche die Heibarkeitschancen der Krankheit bis 2025 von bisher 75 auf 95 Prozent anheben möchte.
Man könnte meinen, dass die Musik nun pathetisch und kitschig auf Tränendrüsen drückt, doch dies ist nicht der Fall. PBII überführen ihren klassischen Keyboard-Prog-Stil in einen orchestralen Kontext, was dank der kundigen Beteiligten so niveauvoll wie nur erdenklich und bar aller Bombast-Klischees geschieht. Der Idealfall - die Verschmelzung der Philharmoniker und der Rockmusiker - ist somit gegeben, und die Kompositionen der Band besitzen genügend Substanz, weshalb das orchestrale Kleid nicht labbrig an ihren Skeletten schlackert. Der Fluss des Ganzen ist erstaunlich, auch trotz zahlreicher Erzähl-Passagen, und Ruud Slakhorst, eine ausgesprochen charismatische Stimme - stellt sich rasch als Fokuspunkt des Geschehens heraus. Die teils beträchtliche Länge der Tracks wird einerseits unerheblich, da man "1000Wishes" als Gesamtwerk betrachten muss, doch dies bedeutet wiederum nicht, dass das Album keine griffigen Passagen verzeichnet und ohne Tiefenerosion durch den Hörkanal plätschert.
Der dynamische Umfang der Scheibe ist entsprechend hoch (stellvertretend fürs gesamte Spektrum steht im Zentrum "Land Of 1000Wishes"), wiewohl die leisen Töne dominieren, wobei sich auch der Vorab-Gedanke, vieles klänge leutselig, als Trugschluss ausschlagen lassen muss: Vielmehr klingen nicht wenige Tracks, seien es das neunminütige Highlight "Never Old", "The Loss" oder der YES-Wiedergänger "Eric's Dream", regelrecht fröhlich und werden dem vermutlichen Anliegen der Protagonisten gerecht, Betroffenen Mut zu spenden beziehungsweise für Zuversicht in scheinbar ausweglosen Situationen zu plädieren. Zu den kraftvoller dargebotenen Liedern gehören allen voran das schwere, aber nicht schwermütige "Into The Light", das Bläser-starke "Lorian" und "Evil Weed"; in beiden zeichnet sich ferner eine auffällige Vorliebe für in diesem Kontext fast abwegige Klänge ab, namentlich elektronische Loops oder eine Sitar. Nachgerade konservativ hingegen mit Soprangesang: das Zwischenspiel "Reflections" ohne Rhythmusgruppe.
Die Musiker arbeiten logisch, aber nicht vorhersehbar auf mehrere Höhepunkte hin, sodass nicht alles aufs abschließende "Parental Thoughts" hinausläuft. So bleibt "1000Wishes" durchweg spannend, und das ist nicht nur dahingesagt. Dank der sowohl mitsingbaren als auch sehr gut artikulierten und dementsprechend präsent in der Produktion eingebundenen Texte vergeht das Hören dieses beileibe nicht kompakten Gesellenstückes wie im Flug.
Der Wahnsinn ist allerdings die fast wie ein Nebenbei-Produkt zum Album gehörende DVD, ein Mitschnitt der dritten Aufführung des Konzepts mit allen Schikanen: Schauspielern, Band und Orchestern auf einer zweistöckigen Bühne. Die Performance kracht im Übrigen tendenziell lauter als das Studioalbum, weshalb ihr auch mit Hinblick auf die umarrangierten Stücke eine ebenso relevante Rolle zukommt wie dem eigentlichen Hauptwerk. Mehr Qualität und Wertschöpfung gehen eigentlich gar nicht, auch wenn man zum Nachvollzug des Holländischen mächtig sein sollte.
FAZIT: Hehre Anliegen, über viele Zweifel erhabene Musik - "1000Wishes" ist ein sinfonisches Progressive-Rock-Epos mit mehr Klasse, als sie das Gros dessen an den Tag legt, was unter dem Genre-Banner "Symphonic Prog" firmiert. PBII empfehlen sich hiermit sowohl in Anbetracht der Güte ihres Materials als auch aufgrund des absolut unterstützenswerten Ziels, mit dem selbiges geschrieben wurde.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.06.2013
- Alex Van Elswijk
Ruud Slakhorst, Nathailie Mees, James Potter, Roger Watson
Ronald Brautigam, Steve Hackett
Michael Van Wassem
Tom Van Der Muelen
Jugendsinfonieorchester Den Haag, Marcel Geraeds (Dirigent), Hofstad Jugendorchester, Frits Lambregts, David van Atten, Pieter van Dijk (Schauspieler)
Freia Music
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10.06.2013