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Pelican: Forever Becoming

Stil: Instrumental Rock

Cover: Pelican: Forever Becoming

Statt dem sonst konsequent eingehaltenen Zwei-Jahres-Rhythmus hat man sich diesmal doppelt so lange Zeit gelassen, um den neuen Longplayer fertigzustellen. Ganze vier Jahre dauerte es, bis "Forever Becoming" nun endlich das Licht der Welt erblicken durfte. In der Zwischenzeit wurde an der Gitarre mit Dallas Thomas Ersatz für den ausgestiegenen Laurent Schroeder-Lebec gefunden, was allerdings keine größeren Veränderungen des Sounds zur Folge hatte.

PELICAN frönen nach wie vor mal dreckig rockendem, mal schwelgerisch verspieltem instrumentalem Rock. Den allzu häufig aufgedrückten Post-Rock-Stempel werden sie dabei auch anno 2013 nicht gänzlich abschrubben können, auch wenn man sich musikalisch allzu deutlich hörbar nicht nur davon distanziert, sondern teils regelrecht dagegen sträubt. Statt von Effekten getragenen und stets den monumentalsten aller Laut-Leise-Dynamik-Momenten suchenden Songs bestimmt nur eines das Geschehen: das Riff. Und dies in Hülle und Fülle.

Mehr Prolog als Intro ist das schleppende "Terminal" und spannt den Hörer für die Dauer eines durchschnittlichen Radio-Popsongs auf die Folter, bis endlich mit "Deny The Absolute" munter drauf los gerockt wird und in typischer Art und Weise Groove und Melodie miteinander verknüpft werden. "The Tundra" ertönt im Anschluss nicht nur getragener, sondern insgesamt schwerer und sperriger, um dann in "Immutable Dusk" erstmals die Überreste der Post-Rock-Parallelen auszupacken. Der wellenförmig arrangierte Mittelteil schaukelt sich von Wiederholung zu Wiederholung mehr auf, wird dabei stets leicht variiert und ergänzt, bis das Ganze letztlich überschwappt und in Form einer alles niederwalzenden Sludge-Flutwelle über einen hereinbricht. Ein heißer Anwärter auf einen Stammplatz auf den zukünftigen Setlisten des Quartetts.

Klares Highlight auf "Forever Becoming" ist jedoch das überragende "Threnody", dessen Kombination aus galoppierenden, abgedämpften Tonabfolgen und detailverliebt inszenierten Melodieläufen direkt vom Gehör in den Fuß wandern und sich dabei nachhaltig ins Gedächtnis brennen. Dicht gefolgt wird dies vom episch anmutenden "Perpetual Dawn", auf dem in knapp zehn Minuten noch einmal sämtliche Register gezogen werden, für die PELICAN stehen.

Wirklich Ausfälle sind zwar insgesamt keine zu verzeichnen, doch mit Ausnahme der genannten Highlights fehlt es vor allem an einem: Überraschungen. PELICAN liefern handwerklich gewohnt gekonnt gefertigte Songs, gekleidet in angemessenem Soundgewand und verpackt in großartigem Artwork, gehen dabei jedoch durchweg auf Nummer sicher. Die auf der in der Zwischenzeit veröffentlichten EP "Ataraxia/Taraxis" angedeuteten Experimente hin zu verstärkt akustisch geprägten Ausflügen wurden so beispielsweise gleich gänzlich gestrichen. Mit einer größeren Hit-Dichte im Stile von "Threnody" wäre dies durchaus zu verschmerzen, so jedoch vermag "Forever Becoming" nicht gänzlich zu überzeugen.

FAZIT: Stagnation auf hohem Niveau lautet die Floskel, die gerne genutzt wird, um zu umschreiben, dass man ein Album doch eigentlich mögen müsste, hat die Band sich doch in der Vergangenheit zu einem der persönlichen Lieblinge gemausert. Ebenso verhält es sich auch hier. Prinzipiell ist alles da, um zu überzeugen, doch so recht vermag der entscheidende Funke nicht überzuspringen.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.11.2013

Tracklist

  1. Terminal
  2. Deny The Absolute
  3. The Tundra
  4. Immutable Dusk
  5. Threnody
  6. The Cliff
  7. Vestiges
  8. Perpetual Dawn

Besetzung

  • Bass

    Bryan Herweg

  • Gitarre

    Trevor Shelley de Brauw, Dallas Thomas

  • Schlagzeug

    Larry Herweg

Sonstiges

  • Label

    Southern Lord

  • Spieldauer

    51:44

  • Erscheinungsdatum

    15.10.2013

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