Wie es sich anhören könnte, wenn sich ARCTURUS, ein paar Black Metal-Bands, frühe BETHLEHEM, DARK MILLENNIUM und VULTURE INDUSTRIES in einen alten französischen Film mit Musette-Soundtrack verirrt hätten? Möglicherweise in etwa so wie PENSÉES NOCTURNES' viertes Album.
Dem Wahnsinn nahe gehen hier Akkordeon, Saxophon, Trompete und verzerrte Gitarren Hand in Hand, Klassik inklusive Pauken und Orchester mit düsteren Waldspaziergängen, militärische Anflüge mit Kammermusik, progressiver Metal mit Dadaismus, viehisches Grunzen mit LSD-beeinflusstem Operngesang - dieses absurde Theater würde jeden auch noch so bizarren Zirkus in die Tasche stecken.
Bei PENSÉES NOCTURNES ist Anarchie das Gesetz, es darf alles passieren, und während so manche wunderschöne Passage zum Träumen verleitet, ereignen sich nur kurze Zeit später absolute musikalische Alpträume - man höre sich nur einmal den fünften Akt „La Chimère“ an. Doch so anstrengend und disharmonisch, so zerstörerisch und kaputt, so penetrant und wirr „Nom d'une pipe!“ auch durch die Boxen schallt, so künstlerisch anspruchsvoll ist es auch.
Dieses Werk ist die Vertonung eines völlig durchgeknallten Drehbuchs, und zwar eine, die an des Hörers Grenzen geht. Die ihn herausfordert und seine Toleranz minutiös austestet. Das Positive dabei: Es klingt so unverkrampft, dass man den Franzosen das Treiben in Form des nicht erzwungen-gewollten Anderseits zu hundert Prozent abnimmt.
Fazit: Faszinierend krank.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.04.2013
Vaerohn
Vaerohn, Mireille
Vaerohn
Vaerohn
Vaerohn
Léon la Grosse (Akkordeon), José (Trompete, Saxophon), Vaerohn (Rest)
Ladlo Productions
50:04
30.03.2013