Während das amerikanische Trio von PIGS fleißig am Nachfolger des 2012 auf die Welt losgelassenen Debüts "You Ruin Everything" werkelt, gibt es zur zeitlichen Überbrückung in Form der EP "Gaffe" einen kleinen Happen für zwischendurch. Wie nicht anders zu erwarten, handelt es sich dabei weniger um ein sauber herausgetrenntes und mit perfektem Garpunkt serviertes Filetstück, sondern vielmehr um ein unsanft aus den eigenen Rippen gerissenes, rohes Etwas.
Mit prägnantem Bass versehen schleppt sich der Titeltrack "Gaffe", flankiert von zwischen Harmonie und Disharmonie pendelnder Gitarre und staubtrockenen Drums, vorwärts, um im Refrain mit einer ordentlichen Portion Sludge zuzuschlagen. "Ello Kiddies" legt im Anschluss nicht nur im Mix einen größeren Fokus auf die Gitarrenarbeit, sondern überrascht mit einer Hookline, die sich auf befremdliche Art und Weise mit jeder Wiederholung mehr zum Ohrwurm mausert und unwillkürlich Bilder einer halb betrunkenen, halb wahnsinnigen Inkarnation des auf dem Cover von "You Ruin Everything" abgebildeten Clown-Duos vor das innere Auge projiziert, das unbeirrt ein verstörtes minderjähriges Publikum zu animieren versucht.
Weniger eingängig, dafür mit noch mehr Schmutz beladen, bringt "If I'm In Luck" die EP zum Abschluss. Vollgepackt mit Melodien, die gezielt Harmonien verfehlen, solistischen Ausflügen, die mehr einer Art dissonanten Klangwolke entsprechen und Vocals, die auf eine regelmäßige Bearbeitung der Stimmbänder mit grobkörnigem Schleifpapier hindeuten, treiben groovende Drums die Mischung aus Noise Rock und Sludge kontinuierlich vorwärts.
FAZIT: "Gaffe" ist zugleich unangenehm und genussvoll zu konsumieren. Bauchschmerzen sind dabei vorprogrammiert, doch selten haben sich diese dermaßen gut angefühlt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.10.2013
Andrew Schneider
Dave Curran
Jim Paradise
Solar Flare Records
15:02
15.10.2013