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Pigs: You Ruin Everything

Stil: Noise Rock / Hardcore Punk / Grunge

Cover: Pigs: You Ruin Everything

Pigs, fürwahr. Diese Saubande tritt stilecht im Trio auf. Gerade genug, dass das Bandgerüst nicht zusammenbricht. Jeder weitere Mann wäre allerdings verachtenswerter Wohlstand, wir sind ja hier schließlich nicht im Haus der Künste.

An den Instrumenten sowie im Produzenten- und Reglerumfeld nur noch mehr Säue, die von ihrer inneren Natur dazu getrieben werden, in der eigenen Dreckbrühe zu baden: UNSANE-Bassist Dave Curran bedient ausnahmsweise mal die Gitarre, den Bass übernimmt dafür einer, dessen täglich Produzentenbrot der Schmutz ist: CONVERGE liest man in der Vita von Andrew Schneider, KEELHAUL und eben auch UNSANE. Dazu Jim Paradise, ein eher unbeschriebenes Blatt (oder kennt wer FRESHKILLS oder HELLNO?) an der Dresche.

Das Ergebnis dieser unheiligen Vereinigung ist ein Etwas mit der schlichten Feststellung „You Ruin Everything“. Eine Ansage von der Band an die Band? Denn diese abgehalfterten Clowns mit Krusty-der-Clown-geht-mir-am-Arsch-vorbei-Visage sehen so aus, als hätten sie gerade irgendwo ziemliche Scheiße gebaut und als würde sie das auch einen ebensolchen Scheiß interessieren.

Man kann sich vorstellen, dass nun nicht gerade filigrane Pianoläufe und Triangeln zu erwarten sind. Steht PIGS drauf, ist PIGS drin: Ein undefinierbares Gemisch aus Hardcore Punk, Grunge und Noise Rock lässt die Neunziger einen frischen Atemzug tätigen. Allenfalls Kurt Cobain hatte ähnlich viel Arsch, dass ihm die Welt stundenlang daran vorbeigehen konnte. Dieses Album entzieht sich nicht etwa den gängigen Schubladen, weil es etwas Besonderes sein möchte; vielmehr scheint es zu der seltenen Art zu gehören, die besonders klingt, weil ihr alles so verdammt egal ist.

Wenn das ein Werbetrick ist, dann ein guter. Curran, Schneider und Paradise vereinen eine Akustik, die nach einem Fünf-Sterne-Hotel mit dem Namen „One Night In Your Own Urine“ klingt; Zähneputzen mit Lehm und Gurgeln mit Kieselsteinen. Das Video zu „Give It“ trägt den Underground mit verwaschenen Wackelaufnahmen vorbeiziehender New-York-Häuserblocks dafür fast eine Spur zu dick auf (Zachary Lipez von oben erwähnten FRESHKILLS bezeichnet es als radikale COP SHOOT COP-Kopie). Es wird jedenfalls deutlich, was gemeint ist.

Erstaunlich griffige Hooks sind dennoch im Spiel, manchmal 1:1 nachgespielt vom Bass, der aber auch gerne mal ausreißt und in Schieflage geht. „Massive Operator Error“ ist eine hundertprozentige Grunge-Hymne, mit gedehnten Tönen, akustischen Rückkopplungen und unsauberer Stimmung. Das schnelle „Mashantucket“ wiederum hat eine Menge JANE’S ADDICTION im Blut. In manchen Stücken verbergen sich sogar Minimalpartikel von Southern Blues- und Hardrock. Diese Elemente werden anteilig auf das Ganze Album übertragen, so dass am Ende jedes Stück anders klingt und doch eine innere Konsistenz erhalten bleibt.

FAZIT: Vor 20 Jahren, als der „Nevermind“-Zynismus Seattles und der „Kill The Law“-Nihilismus New Yorks ihr Regime quer über die USA spannten, gab es viele PIGS, die mit den geringen Mitteln operierten, die ihnen zur Verfügung standen; heute bedeutet D.I.Y. eher Youtube, Facebook und Crowdfunding. Da ist man doch mal wieder froh, wenn eine Band auch wirklich nach Selbstgemachtem klingt.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.09.2013

Tracklist

  1. Give It
  2. Whitewash
  3. Massive Operator Error
  4. Drained
  5. Outburst Calendar
  6. Contrition Dilemma
  7. Scrum
  8. Small C Celebrity
  9. Mashantucket
  10. At Least It's An Ethos Pt. 1
  11. At Least It's An Ethos Pt. 2

Besetzung

  • Bass

    Andrew Schneider

  • Gesang

    Dave Curran, Andrew Schneider

  • Gitarre

    Dave Curran

  • Schlagzeug

    Jim Paradise

Sonstiges

  • Label

    Solar Flare Records

  • Spieldauer

    42:38

  • Erscheinungsdatum

    11.04.2012

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