Dieses Projekt besteht bereits seit zehn Jahren und hat sich gemäß seinem Vorsatz, ungezwungen Musik im Dunstkreis von Psychedelic Rock sowie Metal zu spielen, bis jetzt Zeit gelassen, etwas Vorzeigbares auf die potenzielle Hörerschaft loszulassen. Das Ergebnis stellt einen bemerkenswerten Beitrag zur momentanen Fülle an gesangslosen Rock- bis Metal-Veröffentlichungen dar.
"Third Eye" besitzt mit zartem Percussion-Spiel und unverzerrten Gitarren einen orientalischen Charakter, ehe es im Flamenco-artigen Finale gen Süden zieht und auf einem verzerrten Powerchord endet. Das Hauptmotiv kehrt kurz vor Beginn des nächsten Stückes wie zur Mahnung wieder - ein fabelhafter Übergang zum treibend dramatischen Tapping-Track "Das Plit". Das Stück ist zweigeteilt und wird zum Ende hin ebenfalls heavier, wobei die dringliche Atmosphäre aber erhalten bleibt.
Dieses füllige klangliche Umfeld bleibt auch während "Goblin" erhalten, das in der ersten Hälfte - die zweite ist gefühlvollem Gitarrenspiel vorbehalten, das bereits die flötende Harmonie von "Falling Leaves" andeutet - ein verschmitztes Kernthema besitzt, das insbesondere Grecci mit seinem Siebensaiter (!) stetig umspielt. Ohnehin prägt er die durchweg Bass-lastige Musik mit von PINDARIC FLIGHT mit den mannigfaltigen Klangfarben des Instruments: vom näselnden Fretless bis hin zu hartem Unisono im Verbund mit den Gitarren, was insbesondere während "Fracktal" zum Tragen kommt.
Pirros Fusion-Solos hingegen lassen den legendären Shawn Lane wieder aufleben, muten zuweilen ähnlich fiebrig an und zeugen gleichermaßen von raffiniertem Melodieverständnis; "Limon" gerät deswegen insofern zum trefflichen Finale, weil die Macher dabei auf einen Moment der Gelöstheit hinarbeiten. Dass sich die Songs des Trios vor dem Einspielen live bewährt haben, hört man ihnen in ihrer Stringenz an.
FAZIT: Momentan herrscht gerade im Zuge der Instru-Rock-Welle wieder ein gutes Klima für Jazz-beeinflusste Härtner Sounds, und in diesem Kontext ragen PINDARIC FLIGHT mit ihrem Einstand als ausgesprochene Virtuosen wie teils gar Gänsehaut erzeugende Songwriter heraus. Wer sich eine um spacige Momente entschlackte Version von CANVAS SOLARIS vorstellen kann, weißt, woher der Hase auf "Art Is Never Finished, Only Abandoned" läuft.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.03.2013
Claudio Grecchi
Claudio Pirro
Andreas de Lucia
Eigenvertrieb
39:25
22.03.2013