Veteranentreffen: Nach elfjähriger Sendepause meldet sich die nach den EAGLES wohl führende US-Mainstream-Truppe mit einem weiteren Album zurück. "All Fired Up" steht mit Satzgesang sowie traditionellen Instrumenten von Akkordeon bis Banjo und Mandoline völlig im Zeichen des freundlichen Cowboy-Daseins. Rusty Young hät die Flagge als einziges Gründungsmitglied gewissermaßen hoch, bis die Rente ruft.
Das Titelstück fungiert noch als längere Einführung mit der "Me and the boys"-Kollegialität von STATUS QUO, allerdings natürlich mit Pedal Steel und virtuosen Gitarrenleads, die auch den Honky-Tonk-Gospel "A Little Rain" adeln. POCO reißen ihre Verstärker nicht weit auf und stehen heutzutage mit ihrem allseits freundlich-fröhlichen Sound nahezu allein auf weiter Flur, was dem Sujet aber nichts von seiner Ernsthaftigkeit nimmt, denn das Ensemble ist um ehrliche Musik bemüht, was allzu glatte und statische Sounds von vornherein ausschließt. Andererseits stoßen die umso weniger ironischen, aber klischeehaften Texte etwas sauer auf, etwa im ansonsten herausragenden Southern-Rocker "That's What Rock And Roll Will Do" und während des Lamentos "Hard Country".
Dem gegenüber steht "Neil Young", eine Abrechnung mit dem alten Grantler aus Kanada, bei der man genauer zuhört, wobei POCO weniger plump vorgehen als einst LYNYRD SKYNYRD und sogar Humor bezeugen. Das lakonische "Drink It In", das austauschbar schmachtende "Long Shot" und vor allem die Ballade "Regret" orientieren sich an den ungleich erfolgreicheren Kollegen, zu welchen Hitschreiber Timothy B. Schmidt seinerzeit abwanderte. Heraus ragen vor allem die phonstarken Stücke, aber dies mag eine subjektive Bewertung sein: "When She's Mine im zackigen Zweiertakt, das flockige "Love Has No Reason" (textlich wieder zu schnöde) und der rauchige "Rockin' Horse Blues".
FAZIT: Virtuoses Zusammenspiel, griffige und dennoch nicht allzu formatttreue Kompositionen und einfühlsamer, mehrstimmiger Gesang machen POCOs selbstproduziertes Comeback aus. Das Dutzend Stücke lebt von ausgefeilten Arrangements und glaubhaft vermittelten Emotionen bar jeglicher Zahnlosigkeit, für deren Verständnis man kein Rotnacken oder patriotischer Ami sein muss. Das nennt man wohl: in Würde altern.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.05.2013
Jack Sundrud
Rusty Young, Jack Sundrud, Michael Webb
Rusty Young, Jack Sundrud, Michael Webb
Michael Webb
George Lawrence, George Grantham
Bobby Keys (Saxofon)
Blue Rose / Soulfood
53:57
26.04.2013