Rotziger Rock ist auch in Deutschland nordisch by nature, denn, aus Schleswig Holstein, Hamburg oder eben Bremen wie im Fall von PRESIDENT EVIL kommen oft die rigorosesten, aber auch stärksten Specklederjacken-Träger und Bierfurz-Verbreiter der Musikwelt. Knapp zehn Jahre nach seiner Geburt wartet das Quintett mit seiner fünften Veröffentlichung auf und scheint nichts verlernt zu haben.
Immer noch dominiert Metal-geschwängerter Arschtreter-Rock bar jeglicher Experimente mit einer frappanten Achillesferse: Neal McCocker beherrscht maximal drei verschiedene Gesangslinien, womit er zwar nicht allein auf weiter Flur steht (hallo Anselmo und Danzig), aber herunterzieht, was instrumental doch recht abwechslungsreich ausgefallen ist - ja sein muss in Anbetracht von zwölf Stücken plus Intro und Outro. Der Längen können sich PRESIDENT EVIL darob folglich nicht gänzlich verwehren.
Als sichere Bank stellen sich im Verlauf heraus: "Dirty Cage", das an frühe HELLACOPTERS erinnert, der knorrige Zweier aus "Coffee & Cocaine" und "Hell's Holiday" sowie das knüppelharte Doppel "Black" beziehungsweise "Never Ending Sin Of Life". Letztlich fällt die Platte gerade in Ermanglung von spielerischem Esprit (Solos? Dynamische Aufbauten?) gerade zum Ende hin drastisch ab, da man der ewig gleichen Sounds und Wendungen überdrüssig wird. Das lakonische "Cold Inside" ist hingegen ebenso wie "Angel" entschieden zu lang ausgefallen, und "Priest Of Rock 'N' Roll" klingt weder nach Fisch noch nach Fleisch beziehungsweise wie Josh Homme in einer mit METALLICA sozialisierten Rockabilly-Combo. Zu viel wollen ist auch nicht gut, aber vielleicht sollte man es der Band ob ihrer Spielgeilheit nach längerer Stille nachsehen.
FAZIT: Nichts neues im Hause PRESIDENT EVIL. Innerhalb Deutschlands gibt es sicherlich kaum eine Combo, die im Bereich metallisch straighter Rockmusik klingt wie sie, doch dies schließt auch mit ein, dass man sie aufgrund ihrer unverkennbaren Merkmale wie Schwächen entweder schätzt oder eben nicht. Kompositorisch bewegt sich ihr Quasi-Comeback auf nicht gerade dickem Eis, aber Einbruchsgefahr besteht zumindest für Genre-Fans nicht.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.02.2013
Sven Bassista
Neal McCocker
James Lars, Ace Renner
Diamond Dennis
Firefield / H'Art
53:26
08.02.2013