Surprise, surprise: Die dänischen Melodic Metaller von PRETTY MAIDS erleben gerade ihren zweiten, ach was, dritten, vierten, fünften Frühling. Nach einer langjährigen Schwächephase im letzten Jahrzehnt, die einherging mit einer gewissen Orientierungslosigkeit, haben die hübschen Mädels, die mittlerweile ziemlich alte Säcke sind, mit dem 2010er Album „Pandemonium“ ein ziemliches Brett veröffentlicht. Und sie ruhen sich auf den Lorbeeren nicht auf: „Motherland“, das zwölfte reguläre Studioalbum, ist ein mindestens gleichwertiges Brikett.
Während andere Bands im Laufe ihrer Karriere immer mehr Härte, Biss und Spielfreude verlieren, ist es bei den PRETTY MAIDS genau anders herum: Je oller, je doller. Und so überraschen für fünf Skandinavier um den wieder einmal stimmlich exzellent aufgelegten Ronnie Atkins mit teilweise heftig riffenden Songs, mit modern angehauchtem Sound und teilweise massiven Keyboardwänden, mit bösen Lyrics und reichlich Ecken und Kanten. „Mother Of All Lies“, „Who What Where When Why“ oder „To Fool A Nation“ sind lyrische Abrechnungen mit politischen und wirtschaftlichen Missständen unserer Zeit, Songs wie „The Iceman“ musikalische Harken lupenreiner powermetallischer Heftigkeit.
Zwischen all diesen fast schon unerwartet heftigen Eruptionen schieben die PRETTY MAIDS aber immer wieder ihre Ohrenschmeichler ein, diese zartbesaiteten „Hell On High Heels“-Hits, die keine Balladen sind, aber mit derart flauschigen Melodien aufwarten, dass man sie wochenlang nicht aus dem Ohr bekommt. „Sad To See You Suffer“ ist so ein Song dieser Kategorie, das abschließende „Wasted“ ist gar ein wahrer Melodieoverkill. Zwischendurch gibt’s mit „Why So Serious“ und „Who What Where When Why“ zwei bombensichere Monster-Hits, die quasi die beiden Seiten der Band, Melodie und Härte, perfekt miteinander in Einklang klingen. Die PRETTY MAIDS haben halt immer noch ein Händchen dafür, wenn es darum geht, fast schon AOR-kompatible Melodien in ein metallisches Gewand zu verpacken.
Die Zahl der Rohrkrepierer hält sich dabei erfreulicherweise in eng überschaubaren Grenzen: „Hooligan“ verfehlt sein Ziel, so richtig böse und garstig klingen, kommt dabei nicht so recht aus dem Quark. Aber ansonsten jagt ein Hit den nächsten, und das in höchst abwechslungsreicher Manier und härtetechnisch unterschiedlichster Intensität.
FAZIT: Auch wenn viele von den PRETTY MAIDS nur „Future World“ kennen: Diese Band hat es verdient, dass man sich mit ihr beschäftigt. „Motherland“ bietet feinsten Melodic Metal, der weder moderne Riffs und krachende Härte noch zerbrechliche Nachdenklichkeit und sanfte Melodien scheut. Die Maids bleiben einmalig - und auch einmalig gut.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.03.2013
Rene Shades
Ronnie Atkins
Ken Hammer
Morten Sandager
Allan Tschicaja
Frontiers
52:22
22.03.2013