Q.AGE haben eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Begonnen bereits 1999 unter dem Namen QUAAD H. (fragt nicht), dann nach (fast) vergeblichen Bemühungen um einen Plattendeal und dem Verlust einiger Bandmitglieder, 2004 die Umbenennung in Q.AGE. Es vergehen noch sechs Jahre ehe das Debütalbum erscheint. Dessen Besetzung und musikalische Ausrichtung 2013 bereits wieder Geschichte ist.
Einzige Konstante durch die Jahrzehnte ist Drummer Cosmin Marica. Zwar taucht Chris Payne, der Begleiter aus frühen Jahren, als Gastmusiker auf, doch offiziell ist Q.AGE zum Trio geschrumpft, bzw. von Marica neu aufgebaut worden. „The second era of the Q.AGE Quadrology“ steht als Motto über „Stop The Clocks“. Diese “Quadrologie” soll die vier Jahreszeiten repräsentieren. Während Kollege Andreas Schulz dem Vorgänger völlig zutreffend bescheinigte “eine nette Platte für den Sommer“ zu sein, auf der es „weder qualitative Ausfälle, noch Überhits zu finden gibt“, steht „Stop The Clocks“ für den Frühling. Dem kann man folgen – wobei ich nicht sicher bin, ob „Songs For Your Lonely Island“ tatsächlich das offizielle „Sommeralbum“ ist -, muss man aber keineswegs.
Lenkt auch nicht davon ab, dass „Stop The Clocks“ musikalisch kaum Ähnlichkeiten mit dem Debüt besitzt. Scharfe Zungen könnten glatt von einem Etikettenschwindel sprechen. Erste und wichtigste Änderung: Keine Panflöte mehr! Stimmt zwar, ist trotzdem gelogen. Am Auffälligsten ist natürlich, dass Senta Studers warmer Alt nicht mehr erklingt. Ausgestiegen, um auf eigenen Pfaden ihr (verdientes) Glück zu suchen, hinterlässt ihr Gesang eine Lücke, die Andreas Hoffmann zu füllen versucht. Er macht das nicht übel, ist halt eher der leicht nasale Shouter als ein (be)sinnlicher Sänger, der in den leiseren Songs freilich seine stärksten Momente hat. Passt zur aktuellen musikalischen Ausrichtung, die ihr Heil nicht mehr in gefühlvollem Pop mit Proganklängen sucht. Stattdessen wird solider, melodischer, wenn auch etwas stumpfer, 08/15-Hardrock geboten („Still I’m Sad“, „Stand Up“), der professionell genug umgesetzt ist, um nicht zu schmerzen. Haften bleibt wenig.
Besser steht es Q.AGE zu Gesicht, wenn sie ruhiger zu Werke gehen. „I Live“ präsentiert sich leicht schräg, dennoch eingängig und stimmungsvoll. Ein weiteres Highlight ist der melancholisch-hymnisch Titeltrack. Auf „Seven Clicks Away“ wird sacht mit Elektro-Pop experimentiert, die Rauheit des Grunge beschwört „Children Of The Underwold“, neben dem wavigen „You Anyway“, der Beste der härter rockenden Ausflüge. „Your Man“, der dynamische Flirt mit BEGGARS OPERA gefällt ebenso wie die KANSAS-würdige kleinorchestrale Ballade „Mountains“.
Der ansonsten ganz gelungene Schlusstrack „Verona“ läuft allerdings im Refrain völlig aus dem Ruder; man fragt sich ständig, ist die Stadt gemeint oder die Pooth?
FAZIT: Mit dem Terminus „anspruchsvoller Pop Rock“ kann sich Q.AGE laut eigenem Bekunden ganz gut anfreunden. Wir widersprechen nicht. Wobei die Betonung auf „Rock“ liegt. Fans des Erstlings sollten allerdings unbedingt vorm Kauf probehören. Denn mit der Musik auf „Songs For Your Lonely Island “ hat „Stop The Clocks“ kaum etwas gemein. Kein Album speziell für den Frühling, aber nett anzuhören allemal. Quer durch‘s Jahr.
PS.: Das "inoffizielle", zusammengestückelte QUAAD H.-Album, entstanden um 2002, heißt "Win And Run". Umgekehrt wäre besser gewesen.
PPS.: Patricia Highsmiths Erben präsentieren: "Die talentierte Senta Studer". Wo ist sie abgeblieben?
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.04.2013
Thomas Gawlas
Andreas Kümmert
Andy Hofmann, Chris Payne
S. Köhler
Cosmin Marica
M. Voigt (Violine), J. S. Milan (Violine)
TT7 Records/NMD
39:03
29.04.2013