Was langhaarige junge Männer auch immer daran finden, wenn auf den Covern ihrer Alben nackte Frauen ausgepeitscht, zersägt, gevierteilt oder sonst wie geschändet und gemartert werden? Soll das Sozialkritik sein? Oder einfach plumpe Provokation? Im Falle von RE-ARMED sieht die halb zerfleischte Dame, die aus unerfindlichen Gründen an eine Melkmaschine angeschlossen wurde, jedenfalls eher nach Porngrind aus als nach dem Death Thrash, den die Band auf "Rottendam" zockt.
So unterirdisch wie das Cover ist die Musik auf dem zweiten Album der Finnen glücklicherweise nicht. Als Hauptinspiration nennen RE-ARMED den Melodic Death Metal ihrer schwedischen Nachbarn, vor allem AT THE GATES klingen in den Riffs durch. Stellenweise klingt Frontmann Jouni Matilainen auch so fies wie Tomas Lindberg oder Jocke Göthberg von DIMENSION ZERO ("Hedonist", "Apocalypse Postponed"). Ansonsten gibt er ein Zwischending aus Shouts und Growls von sich, das eher an THE CROWNs Johan Lindstrand erinnert.
Im Vergleich zu den Pionieren der Göteborger Szene gehen RE-ARMED um einiges brutaler zu Werke. Nach zwei Songs wird das Problem dieser Vorgehensweise deutlich. Denn was eine Band wie AT THE GATES auszeichnet, ist die Verbindung von Kreissägen-Death Metal und Gänsehaut-Melodien. Letztere fehlen bei RE-ARMED fast völlig. Hauptsache, auf die Fresse. So kommt es, dass die ersten Songs noch wunderbar funktionieren, dann aber schnell deutlich wird, dass Song für Song die immer gleichen Zutaten vermengt werden und man vergeblich auf einprägsame Refrains wartet. Im letzten Drittel verliert die Abrissbirne deutlich an Schwung, was bei knapp 27 Minuten Spielzeit (ohne Intro und Outro) etwas verfrüht ist.
FAZIT: Immer feste druff. Eine Zeitlang effektiv, ab der Hälfte eher fad.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.12.2013
Joel Vakkila
Jouni Matilainen
Tommi Helkalahti, EP Mäkinen
Mart Mardisalu
Eternal Sound Records
29:19
10.01.2014