"Fire - desire"-Reime gleich im ersten Song, und dann diese Outfits ... RECKLESS LOVE bringen auf ihrem dritten Album alle Verbrechen zum Tragen, deretwegen die Haarspray-Szene Ende der Achtziger zu Recht unterging. Das Problem des Pop Metal der Finnen besteht darin, dass der Witz erstens abgenutzt ist beziehungsweise von Erscheinungen wie STEEL PANTHER an die Spitze getrieben wird, zumal die Amerikaner musikalisch deutlich spritziger aufspielen.
Sicherlich hat auch "Spirit" alles, was in dieser post-postmodernen Dekonstruktion des Glam durch Übersteigerung von Klischees dazugehört: Chöre zum Mitgrölen, schlichte Rhythmen und allzu vorhersehbare Wendungen, die rechte Hits aus allen elf Tracks der Band machen. Ganz vorne stehen dabei das an späte POISON erinnernde "I Love Heavy Metal", in dem es vor Zitaten aus der Hardrock-Historie wimmelt, sowie "Metal Ass", bei dem man, so die aalglatte Produktion ausblendbar ist, durchaus den Kopf schütteln kann ... und zocken können die Brüder tatsächlich wie die Teufel. Schade nur, dass sie sich auf Konventionen beschränken.
Beim flotten "Favorite Flavor" oder während der völlig zahnlosen Ballade - davon gibt es ohnehin zu viele auf dem Album - offenbart sich aber auch die Achillesferse des Ganzen: Richtig ins Mett hauen können RECKLESS LOVE genauso wenig, wie sie Gefühle ohne Plastikmantel zu zeigen vermögen. Das macht "Spirit" letztlich für einen Lacher gut, und dann ab damit in die Grabbelkiste. Die Briten kriegen übrigens noch den Bonustrack "Die Hard". Versteh' einer diese rosa Welt ...
FAZIT: Worin besteht der Sinn, poppigen Hardrock zum Schlüpferstürmen ins Jetzt zu überführen, wenn selbst die Originale die Zeiten nicht überdauert haben? RECKLESS LOVE klingen mit ihrem an die B- bis C-Klasse der L.A.-Auswüchse gelehnten Schmuse-Sound hoffnungslos antiquiert ... und das ist ausnahmsweise einmal nicht vintage der erfreulichen Art.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.08.2013
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