Kaum eine Band aus dem Melodic-Sektor geht heutzutage ohne Vorschusslorbeeren ins Rennen, die sie durch ein prominentes Mitglied gerechtfertigt sieht. Im Fall dieser Griechen heißt das Verkaufsargument Michael Bormann.
Der Sänger drückt REDRUMs zweiter Scheibe einen unvermeidlichen Stempel auf, sodass die Band vor allem nach JADED HEART klingt ("You Can't Buy No Hero", "Empty Promises - beide zuckersüß) und weniger wie die kernigeren Karrierestationen des Barden, etwa BISS oder BLOODBOUND ("Tear Down The Walls"). Die Musiker schneidern ihm ihre Stücke praktisch auf den Leib, weshalb der potenzielle Käufer zu Recht wenig Ausfälle erwarten darf, aber eben auch mit allzu Obligatorischem rechnen muss.
Man gewinnt ferner den Eindruck, der Vielsinger wende stets die gleiche Melodielinie auf die Vorlagen an, egal in welchem Umfeld er sich gerade verdingt, und dass Refrains zuweilen mit Gewalt eingetrichtert werden ("Scream"), gehört zwar zum guten Genre-Ton, nervt aber objektiv betrachtet und stellt die Intelligenz des Hörers in Abrede. Dessen ungeachtet ragen das beseelte "Dust In Your Eyes" und tatsächlich sogar die Standard-Ballade "Mother I'm Coming Home" aus dem Reigen heraus. Mit dem poppig synthetischen Titelstück graben sich REDRUM wiederum selbst das Wasser ab, und zu Farnhams "You're The Voice" haben im härteren Bereich BLIND GUARDIAN eigentlich alles gesagt.
FAZIT: LETTER X, BONFIRE, ZENO ... und irgendwann REDRUM. Würde sich diese Band vielleicht einen Gefallen tun, einen anderen Sänger zu engagieren, um markanter zu klingen? "Victim Of Our Circumstances" ist okaye AOR-Kost mit allzu vertrautem Klang.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.04.2013
Alex Kidd
Michael Bormann
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Escape / Soulfood
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26.04.2013