Franzosen-Blues ist zumindest auf internationalem Parkett eine Ausnahmeerscheinung, so es um kommerzielle Ausschlachtung geht, auch weil die führenden Protagonisten ihrer Muttersprache verhaftet bleiben und damit eine beschränkte Nische ausfüllen, die dafür jedoch umso eigenständiger anmutet. REVEREND BLACK NETWORK hingegen deklinieren Ami-Klischees und verhaspeln sich dabei zwar nicht, doch die dabei entstehende Sprache klingt unangenehm roboterhaft.
Das aufgesetzt knorrige Organ (man macht keinen Tabakkauer aus einem Froschfresser) des Frontmanns missfällt zunächst, ebenso die völlig blasse Rhythmussektion und eine generell nicht dynamische Produktion, die eigentlich so wichtig wäre in diesem Genre. Dafür zocken Pat Baldran sowie Lionel Raynal feiste Gitarren und haben mit den originell anmutenden Chören ("Behind The Black Door"), die nicht immer bloß gospelige Anwandlungen hervorkehren ("Hello Heaven", "Fading Years), ein kleines Alleinstellungsmerkmal in der Hinterhand.
Die Highlights sind schnell ausgemacht und befinden sich erstaunlicherweise in der hinteren Albumhälfte, vorneweg das mit monströser Solo-Sektion ausgestattete "Gardens Of Stone", früher noch "In This Town" und dann der rauchige Abschluss "East Side Of The City". Der Rest ist noch entschiedener eine gewohnte und vielleicht auch vom Publikum gewollte Hausmannskost: ein Boogie "Better Days" neben dem melodischen Rocker "Lost In Vegas" und nur wenige wirkliche Coolness versprühende Ausnahmen wie "Just A Shadow". REVEREND BLACK NETWORK agieren eindeutig zu zahm für ihr Bestreben, etwas Southern-Flair in Westeuropa zu verbreiten, denn wo etwa LYNYRD SKYNYRD wahre Riff-Breitseiten abfeuern und ZZ TOP schlichtweg die besseren Simpel-Songs schreiben, ergehen sich diese Franzosen in statischen Liedstrukturen und lassen gehörig an Authentizität missen. Da sind Landsleute wie Jeff Toto ganz andere Kaliber.
FAZIT: REVEREND BLACK NETWORK lassen sich zwischen biederem Melodic Rock und ganz wenig Blues ansiedeln, wobei die krampfartig eingesetzte Reibeisenstimme etwas Redneck-Atmosphäre versprühen soll. Dies gelingt der Band wegen ihrer schematischen Stücke genauso wenig wie das Erzielen von Langzeitwirkung - Zwischendurchbeschallung für Szene-Alleskäufer und deshalb tatsächlich ein bisschen Fegefeuer, wie der Titel der Scheibe andeutet.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.09.2013
Bruno Maurin
Lionel Raynal
Pat Baldran, Lionel Raynal
Patrice Pillon
Bad Reputation / H'Art
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06.09.2013