RICHARD WALTERS Debüt „The Animal“ mochte man ob seiner hingehauchten Zerbrechlichkeit am liebsten in Watte packen. Das hat das intime Album aber gar nicht nötig, es wirkt einprägsam in seiner geisterhaften Atmosphäre und sorgte durch den Einsatz zweier Songs in „CSI: Miami“ und „Grey’s Anatomy“ sogar für linde Aufmerksamkeit. Erfolg ist verlockend und so sollte Werk Nr. 2 „Pacing“ größer werden. In allen Belangen. Größerer Vertriebspartner, größere Songs; opulenter instrumentiert,wuchtiger im Sound - was COLDPLAY, KEANE und Konsorten recht ist, sollte WALTERS nur billig sein. So klang das Album dann auch. Die Politur blätterte bereits beim ersten Hören ab und hinterließ nur die schwache Ahnung einer ehemals guten Idee. Der erwünschte Erfolg blieb aus, weder Industrie noch Hörer wurden glücklich mit „Pacing“ und so stand RICHARD Walters am Ende ohne Plattenvertrag da. Aber hoffentlich noch mit genügend Fans, die sich den in Eigenregie produzierten dritten Longplayer „Regret Less“ kaufen und zu Gemüte führen werden.
Denn hier besinnt sich WALTERS wieder auf seine Stärken, ohne eine bloße Kopie des Erstlings einspielen zu wollen. „Regret less“ ist das aufgepäppelte, kräftigere Geschwisterchen des Debüts, das mit eindringlichen Melodien und nachdenklichen Texten die Lücke entschlossen füllt, die „Pacing“ gerissen hat. Drums spielen nur eine marginale Rolle, ähnlich wie das „Programming“; meist übernehmen die akustische Gitarre und die kleine Streicherbesetzung auch die rhythmische Begleitung. So präsentieren sich die Songs gleichzeitig weich und kantig, liefern den klanglich perfekten Nährboden für WALTERS brüchige Stimme, die glücklicherweise kaum in tränendrückende Chris Martin-Sphären vorstößt.
Die Nähe zu NICK DRAKE ist wieder größer als zu den Brit-Pop-Melancholikern mit den großen Gesten. Zurückhaltend, aber durchaus selbstbewusst, singt und spielt sich RICHARD WALTERS durch elf Stücke, die zwar nicht alle das Level des hervorragenden „King Of Leaves“ halten, mit seinem Ping-Pong-Keyboard, den leicht ruppigen Streichern, der hypnotisch hingezupften Bassfigur bei traurig-übermütiger-„Garden State“-Stimmung, aber Ausfälle weist das, in all seinen sehnsuchtsvollen Beschwörungsformen, höchst kurzweilige Album nicht auf.
FAZIT: „Regret less“ markiert RICHARD WALTERS Rückkehr zu den Stärken des Debüts, die er in den Klangfarben sacht erweitert, ohne sie, wie den direkten Vorgänger, mit billigem Soundkleister zu überschütten. Darum gibt es nicht weniger, sondern gar nichts zu bereuen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.01.2013
Richard Walters
Richard Walters, Stuart Warwick, Anna Wheatly, Steve Wells, fay Wolf
Richard Walters, Jamie Hyatt
Richard Walters, Robert Stevenson
Robert Stevenson, Richard Walters
Martin Radford, Robert Stevenson, Guy Sigsworth, Chris Elms, Jamie Hyatt
Beard Museum/Kartel/Soulfood
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18.01.2013