Den Anspruch, etwas Eigenes, ja, sogar etwas Eigenständiges kreieren zu wollen, haben viele Musiker. Der Prozentsatz derer, die diesen hehren Anspruch auch tatsächlich in die Tat umsetzen können, dürfte im niedrigen einstelligen Bereich liegen. Umso größer ist die Freude, wenn es einer Newcomerband dann tatsächlich einmal gelingt – so wie RISING STORM mit dem Full-Length-Debüt „Tempest“.
Das Quartett aus deutschen Landen schafft es dabei, kernige Thrash-Anleihen mit powermetallischen Melodien und progressiven Songstrukturen zu vermengen, an einigen Stellen eine gehörige Portion Melancholie unterzumischen und das Ganze dann in der Tat zu einem eigenständigen Sound zu vermengen. Wenn es zwei Bands gibt, die dem Hörer beim Konsumieren von „Tempest“ in den Sinn kommen, sind es allerhöchstens NEVERMORE und COMMUNIC, doch auch diese Vergleiche greifen deutlich zu kurz, denn zum einen loten RISING STORM die Extreme deutlich weiter aus, zum anderen kommt Sänger Karl Bormann mit Warrel Dane und Oddleif Stensland dann doch nicht ganz mit.
Trotzdem kann „Tempest“ jedem ans Herz gelegt werden, der progressiven Metal mit einer ordentlichen Metalschlagseite mag. Mehr als einmal wird das Gaspedal durchgetreten, mehr als einmal erinnert insbesondere der raue Gesang Bormanns an Thrash-Größen aus der Bay Area. Auch das Gitarrenduo Schumacher/Grotkop und Drummer Haus bedienen eher die Headbanger denn die nickelbebrillten Feingeister – hier wird Progressive Metal mit eindeutiger Betonung auf dem zweiten Wort gespielt. Trotzdem schaffen es die Vier immer wieder, Parts mit Widerhaken-Melodien unterzubringen.
FAZIT: Alles andere als nach Schema F, alles andere als 08/15 – RISING STORM zeigen, dass man auch im Jahre 2013 in einem Genre, in dem alles zu sagen geglaubt scheint, noch etwas Neues erschaffen kann.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.06.2013
Karl Bormann
Karl Bormann
Tony Schumacher, Eric Grotkop
Erik Haus
SAOL/H'Art/Zebralution
71:35
05.07.2013