Ein Mann, eine Tastensammlung. Rob Gould führt auf „The Broken Road“ zum sechsten Mal seinen Fuhrpark an elektronischen Instrumenten vor und ist dabei ganz anders unterwegs als mit seiner Band FULA, die sich traditioneller progressiver Rockmusik widmet. Auf den 13 Stücken des Albums breitet der Brite überwiegend schwebende Klangteppiche aus, über die Streicher, Gitarren und die Instrumentalisten von FULA und befreundeter Bands flanieren.
Führt der Opener „Away With The Fairies“ noch in Richtung später PINK FLOYDscher Startrampen wie „Cluster One“, biegt Gould in der Folge ganz vom rockigen Pfad ab und nähert sich Mike Oldfield und Alan Parsons. Fast liegen deshalb Vergleiche mit dem Minimal Music-Pionier Steve Reich näher.
In den Kommentaren zu den einzelnen Stücken, die sich auf seiner Homepage finden, spricht der Komponist oft vom Suchen, Treiben und Fliegen, viel mehr Inhalte lassen sich allerdings schwer in die Instrumentalstücke hineindeuten. Meist begnügt sich Gould mit zwei Akkorden und einfachen Melodien, die beständig wiederholt werden. Die Grundstimmung pendelt zwischen melancholisch, verträumt und verhalten optimistisch, ohne wirklich zu berühren. Die über den Klangboden gelegten Solos sind mal reduziert und doch entrückend, mal recht inhaltsleeres Folk-Chill-Geklimper, insbesondere, wenn Richard Taylor seine Akustikgitarre erklingen lässt.
Die besten Momente von „The Broken Road“ sind eindeutig die Vokalstücke, Lesley Davies die FULA-Chanteuse Fiona Ford veredelt haben. „The Singularity“ und der Titeltrack verbinden die Sanftheit von Jon Lords „Pictured Within“-Titeln mit Modern Jazz-Anklängen und geben dem driftenden Ensemble endlich Richtung. Viele andere der oft nicht einmal dreiminütigen Titel kann da nur mit einer Idee dienen, die sich wahlweise für einen Autorenfilm oder für eine Yogastunde mit weniger esoterischem Anstrich eignet.
FAZIT: „The Broken Road“ führt allzu oft an der Grenze zwischen in andere Sphären tragende Klangwunder und gepflegter Ambient-Langeweile entlang. Meinem Urteil nach fährt Rob Gould meist auf letztgenannter Straßenseite, da er kaum Wagnisse eingeht und entsprechend wenige Aha-Momente bieten kann.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.02.2013
Nigel Moss
Lesley Davies, Fiona Ford, Fernanda Gollo
Christian Butler, Eduardo Capella, Jason Gilman-Hawkes, Richard Taylor
Rob Gould
Gerard MacDonald
Eigenproduktion
51:08
01.02.2013