Mit einem ganzen Bus voller Gastmusiker schickt sich Rebecca Foon von ESMERINE, SET FIRE TO FLAMES und THEE SILVER MT.
ZION an, ihr erstes Soloalbum in den für ihr Label Constellation nahezu typischen Kontext zu stellen: schwebende Musik, entstanden aus einem Geisteszustand x Meilen hinter dem Rock-Horizont, den Boden aber dennoch im Blick und zunächst sogar erstaunlich zugänglich, ohne dem schwarzen Kaiser gute Reise wünschen zu müssen.
Unter anderem sind es Laurel Sprengelmeyer und Jess Robertson von LITTLE SCREAM, Sarah Neufeld sowie Richard Reed Parry von ARCADE FIRE und deren Toningenieur Mark Lawson, die Hand an dieses oder jenes Instrument legten, um SALTLAND zur Klanggewalt zu verhelfen, doch im einleitenden "Golden Alley" sowie während des hypnotisch groovenden "Colour The Night Sky" überstrahlt gerade Bassist Mischka Stein das Ensemble. Er erdet die beiden kratzigen, aber liedhaften Kompositionen aus einem Himmel voll mit echoenden Saiten, wo Foons unauffällige Stimme in dieser Hinsicht versagt - auch im entspannt gegeigten und getröteten (Trompeter Kaveh Nabatian ist bei den sehr ähnlich ausgerichteten BELL ORCHESTRE tätig und gleichfalls Filmregisseur) "Treehouse Schemes", das allzu gleichförmig dahinplätschert.
Im kurzen Titel- und Zwischenstück ist Bon Ivers Kompagnin Colin Stetson am Saxofon der Star eines gelungenen Versuchs von Post Rock nach Post Rock - eine Diszplin, welche SALTLAND allerdings nicht kategorisch gut beherrschen, falls sie es denn wollten. wie das verhuschte "Unholy" zeigt: Foons Stimme fungiert hier allenthalben als zusätzliches Instrument im anschwellenden Soundstrudel, aus dem sich wider Erwarten keine betörende Streichermelodie schält. Hier wie im folgenden zweiten Teil des Titeltracks tritt man gefährlich nahe zur Ambient-Falle hin und droht daher, austauschbar zu klingen.
Mit solchem Americana-Drone (verlassene Wüstenstraßen und andere Klischees tauchen ebenfalls beim narkotisierenden Nichtereignis "ICA" vor den durch Sand geröteten Augen auf.) machen es sich SALTLAND letztlich zu einfach. Gerade aus den klanglichen Möglichkeiten ihres Cellos schlägt Foon keinen Nutzen ... beziehungsweise zu spät, wenn sie es im Finale "Hearts Mend" auf markante Art zupft und damit in Aussicht stellt, was beim zweiten Anlauf möglich wäre.
FAZIT: SALTLAND kranken an ihrer akuten Spannungsarmut, geschuldet der Vernachlässigung von konkreten Rhythmen, aber vielleicht war dies auch Ziel des Unterfangens. In jedem Fall sollte sich der GYBE-Fan allerdings nicht davon abhalten lassen, dieses zu herkömmliche (im Rahmen des Umfeldes Montréal, Kollektiv aus vielen Muckern und so) Album einer Testrotation zu unterziehen. Dauert ja nicht so lange ...
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.05.2013
Mischka Stein
Rebecca Foon, Jess Robertson, Laurel Sprengelmeyer, Sarah Pagé
Richard Reed Parry, Laurel Sprengelmeyer
Rebecca Foon, Mathieu Charbonneau, Mark Lawson
Rebecca Foon (Cello), Jess Robertson (Flöte), Sarah Neufeld, Alex Chow (Geige), Sarah Pagé (Harfe, Dulcimer), Colin Stetson (Saxofon), Kaveh Nabatian (Kalimba, Trompete), Bruce Cawdron (Glockenspiel, Percussion)
Constellation / Cargo
38:81
31.05.2013