Ich will keine Hehl daraus machen, dass ich SARKEs „Vorunah“ für eines der besten Black-Metal-Alben aller Zeiten halte. Dieser konsequente Minimalismus, der Nocturno Cultos herausgespieene Worte zu absoluter emotionaler Kälte kondensiert, ist unerreicht. Das folgende Album „Oldarhian“ war dann erwartungsgemäß so eine Sache, Sarke hatte sich durchaus renommierte Mitmusiker gesucht, die das musikalische Spektrum für SARKE-Verhältnisse beinahe ins Epische erweiterten, Gitarren-Soli und Melodien hielten Einzug, die Eiseskälte war aber ein wenig verflogen.
Die Spannung auf – und Erwartung an – „ Aruagint“ ist also groß und gottlob (haha) befindet sich der Patient deutlich auf dem Weg der Besserung. Im Prinzip ist „Aruagint“ das Bindeglied zwischen den ersten beiden Alben von SARKE. Der Minimalismus hält weiter das Zepter fest in der Hand, wenngleich jeder der hier mitwirkenden Musiker sicherlich rein technisch zu wesentlich mehr in der Lage wäre. Gleichwohl ist „Aruagint“ nicht monoton, sondern durchaus abwechslungsreich. Bei SARKE reichen dazu schon gezogene Töne im Gitarren-Riff oder metallische Hintergrundgeräusche im Schlagwerk, die Aufmerksamkeit erregen und für einen verblüffenden Wiedererkennungswert sorgen.
Während einige Songs wie der Opener oder „Ugly“ ganz ordentlich walzen, begibt man sich wieder gehäuft in doomige Gefilde, allerdings ohne die allgegenwärtige Kälte je zu verlassen. Und dann passen sogar dezente Hörner und Keyboardflächen ins Klangbild, ohne den Old-School-Charakter auszuhebeln. „Black'n'Roll“ wird der Band gerne von der Journalisten-Schar als Stempel aufgedrückt, und wenn auch einige Melodien und Rhythmen sicher im Rock'n'Roll entliehen sind, ist das Gesamtbild doch ein ganz anderes. SARKE sind durch und durch eisig und düster ohne auf Black-Metal-Cliches zu bauen. Dieses vermittelte Gefühl liegt zum großen Teil am Gesang, der Nocturno Culto (of DARKTHRONE fame) in Bestform zeigt. Jedes Wort wird akzentuiert und verständlich voller Verachtung herausgespukt, der Mann ist zu recht lebende Geschichte. Wenn auch die reduzierte Musik einen Teil des Faszination der Band ausmacht, ist doch die Stimme der andere. Beides geht hier perfekt zusammen und würde ohne den Gegenpart nur einen Bruchteil der Wirkung entfalten. Der gute Klang von „Aruagint“, der absolut natürlich und dennoch sehr transparent und druckvoll ist, rundet das Bild ab und lässt SARKEs drittes Werk zu einem echten Highlight werden.
FAZIT: Kann man sagen, dass eine Band schon mit ihrem dritten Longplayer auf dem Weg zu ihren Wurzeln ist? SARKE tönen wieder verschärft nach ihrem Meisterwerk „Vorunah“, haben sich aber dezent geöffnet ohne ihren mächtigen Minimalismus zu verraten. Coole Scheibe.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.09.2013
Sarke
Nocturno Culto
Steinar Gundersen
Anders Hunstad
Asgeir Mickelson
Indie Recordings
38:11
20.09.2013