Auch im Metal ist die Retro-Welle nicht aufzuhalten. Jetzt sind die späten 60er an der Reihe. Wie, da gab’s kein Metal? Na, und ob. Musikalisch werden SATAN’S SATYRS von Bands inspiriert, die eine Frühform des Metals spielten, lange bevor dieser Begriff als Genrebezeichnung existierte. In den späten 60ern und frühen 70ern waren MC5, SIR LORD BALTIMORE, BLUE CHEER und einige andere ihrer Zeit in Sachen Heaviness um etwa ein Jahrzehnt voraus – ein Grund, weshalb den meisten dieser Pioniere der große Erfolg verwehrt blieb. SATAN’S SATYRS setzen ihnen nun mit "Wild Beyond Belief" ein durchaus würdiges Denkmal.
Alleine der Sound des Albums ist so rückwärtsgewandt, dass es eine Menge potentieller Hörer vergraulen wird. Der Bass ist extrem in den Vordergrund gemischt, so dass er die nebenher surrende Gitarre fast ausblendet. Das Schlagzeug ist nicht nur vom Klang her völlig stumpf, sondern wird auch so gespielt. Der Gesang ist nichts weiter als kaum verständliches Geheul. Mehr Retro wäre nur noch Lärmbrei. Pflichtprogramm für Metal-Hipster.
Man muss wahrscheinlich schon mal von der proletarischen Gegenbewegung zur 68er Flower-Power-Mania gehört haben, um an "Wild Beyond Belief" seinen Spaß zu haben und nicht vom Sound und Auftritt dieser Band genervt zu sein. Die Rede ist von der Biker-Subkultur mit ihren Lederjacken und Harleys, mit ihrem Schuss Satanismus und Nazi-Symbolik, mit ihrer Vorliebe für Gewalt und Lärm (statt Liebe und Virtuosität). Das alles findet sich auf "Wild Beyond Belief" wieder, angereichert mit Einflüssen aus späteren Jahrzehnten: Punk, Doom, Stoner.
"Wild Beyond Belief" wird keinen Preis für Innovation ernten, ebenso wenig einen für aufgefeiltes Songwriting. Trotz einiger psychedelischer Stellen, vor allem in den letzten beiden Tracks, wird hier ohne große Umwege (und verdammt hart) geradeaus gerockt. Tempowechsel gibt es so gut wie keine. Hier ein ausuferndes Gitarrensolo, dort einige Orgelklänge: Das ist das Höchstmaß an Abwechslung, das SATAN’S SATYRS uns gewähren. Doch was sich musikalisch schnell abnutzt, macht als Gesamtpaket einen Höllenspaß.
FAZIT: Wie die Biker-Filme, von denen es inspiriert ist, ist auch dieses Album aufgrund seiner einfachen Formel einfach zu kritisieren. Aber für Vintage-Junkies funktioniert es. Highlights: "Electric Witchwhipper", "Bellydancer’s Delight".
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.11.2013
Claythanas
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Bad Omen / Souldfood
39:50
20.09.2013