Na ja, vielleicht sollten SAXON endlich gestehen, dass sie nichts mehr zu sagen haben außer dem, was auf der Tageskarte steht. Zum Glück ist diese selbsterklärend betitelte Veröffentlichung aber nicht das erwartete Ärgernis, sondern zumindest für Fans eine nette Angelegenheit. Der Rest wendet sich bei Rock-Bands, die entweder orchestral oder "akustisch" (man meint meistens un- oder nur halb verzerrt) umarrangieren.
Das wie eine SAXON-Fassung von DEEP PURPLEs "Burn" anmutende Debüt-Stück "Stallions Of The Highway" markiert als besonders lautstarker Song den unpassenden Einstieg (gleiches gilt für "Battle Cry" von "Rock The Nations" und den drögen Stampfer "Militia Guard"). Beide Songs klingen druckvoller wie im Original, klar, sind aber fehlplatziert zwischen gewollt bombastisch in Szene gesetzten Tracks wie "The Eagle Has Landed". Das Ausgangsmaterial gibt in diesem Fall genug her für diese Aufhübschung, wohingegen der Großteil der Kompositionen der Band eben zu prosaisch ist, als dass sie zu mehr als straighten Rockern werden könnten.
Dankenswerterweise verzichtet man bei "Forever Free" auf solche Krämpfe, zumal die Achillesferse des Projekts - synthetische Streicher - nicht selten den Hörspaß vergällt, hervorgekehrt insbesondere während "Crusader". Das verschollene "Red Star Falling" fungiert letztlich als epischer Höhepunkt mit Chören, "Broken Heroes" ist als Nullachtfuffzehn-Halbballade der Tiefpunkt dieser nüchtern betrachtet zwielichtigen Angelegenheit. Mit "Frozen Rainbow", bei dem gerade Biff brilliert, korrigiert man diesen Fehler in der gleichen Disziplin.
SAXON wurden im Studio von Andy Sneap betreut, der hiermit erneut beweist, dass er eben nicht stets gleichklingende Alben in Szene setzt, und hauen als Bonus auf einer zweiten CD die bereits gesondert veröffentlichte Zusammenstellung neu aufgenommener Klassiker "Heavy Metal Thunder" heraus. Hat was von Resteverwertung und Im-Gespräch-Bleibenwollen. Sie oben ...
FAZIT: Hardliner kaufen auch diese Compilation mit leidlich geschmackssicher "verklassischtem" und "verlagerfeuertem" Altmetall. Objektiv gesehen kratzen SAXON hiermit an der Oberfläche und schreiben sich quasi das Programm für ihren zigsten Wacken-Gig (bestimmt demnächst) vorab auf den Leib: leicht stilloses Pathos und Totschlag-Heldentum inklusive.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2013
Nibbs Carter
Biff Byford
Paul Quinn, Doug Scarratt
Nigel Glockler
UDR
57:45 + 61:34
22.11.2013