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Schlafes Bruder: Heute war Gott nicht hier

Stil: Gothic/Electro Rock

Cover: Schlafes Bruder: Heute war Gott nicht hier

Erinnert sich hier irgendjemand an E NOMINE? Mit "Vater Unser" hatte das Projekt 1999 in Deutschland einen größeren Hit, eine trancige Dance-Nummer, die mit gregorianischen Chören aufgepeppt war und deren düstere Sakralatmosphäre E NOMINE gar in der Gothicszene interessant machte. Nach ein paar weiteren Singles, die der gleichen Machart folgten, aber bei weitem nicht so erfolgreich waren, war 2007 Schluss mit E NOMINE. Die beiden Produzenten Kris Weller und Fritz Graner melden sich nun mit einer Art Nachfolgeprojekt zurück, das den Namen SCHLAFES BRUDER trägt und mit dem man nun - wie man es selber nennt - Mystik Rock spielt. Dass auf dem Cover (an dem auch Andreas Marschall beteiligt war) nicht groß, aber deutlich sichtbar das Logo des Schund-TV-Senders RTL II prangt, ist indes als Warnung zu verstehen.

Nach zwei Singles ist "Heute war Gott nicht hier" das erste Album von SCHLAFES BRUDER - wohlgemerkt ein Konzeptalbum über die wechselvollen Schicksale der Kreuzfahrer in den Kreuzzügen. Konzeptalbum ist hier allerdings ein Begriff, der mit Vorsicht zu genießen ist, denn wo sich "echte" Bands mühevoll ganze Geschichten ausdenken, gibt es hier lediglich eine Aneinanderreihung von einzelnen Geschichtchen, die verschiedene Aspekte der Kreuzfahrer beleuchten sollen. Die religiöse Komponente, die es schon bei E NOMINE gab, kommt wiederum öfter zum Tragen, mit "Thusnelda" wagt man sich auf historisches Terrain und auch die allseits beliebte Avalon-Sage wird behandelt. Und natürlich darf das daueraktuelle Thema Liebe nicht außen vor bleiben. Da jedoch keine Verbindung zwischen den Songs besteht, ist das alles nur Stückwerk in homöopathischer Dosierung - schließlich darf man die anvisierte Zielgruppe (Stichwort RTL II-Logo) nicht überfordern.

Kommen wir also zur Musik. RAMMSTEIN, UNHEILIG, EISBRECHER und die eigene musikalische Vergangenheit in einen Topf geworfen, einmal aufgekocht und heraus kommt SCHLAFES BRUDER. Und mit dem entsprechenden Vermarktungsbudget schafft man es dann auch prompt auf das Cover des "Orkus". An der musikalischen Qualität liegt das nämlich nicht. Klar, man hört den elf Songs an, dass hier Profis am Werk sind, allerdings stinkt das alles so dermaßen nach Kalkül, dass einem schlecht wird. Das gerollte R, die 08/15-Riffs, die für Härte sorgen sollen, die gregorianischen Chöre, der Symphonik-Kitsch, der unerträgliche Schlagerrotz eines Songs wie "Ich bin Liebe", die billige Andeutung von SM-Thematiken in "Ritter und Knecht" - hier bleibt nichts dem Zufall überlassen und der künstlerische Aspekt liegt genau auf dem Niveau, das man anhand der gegebenen Umstände erwarten darf.

FAZIT: SCHLAFES BRUDER ist professionell gemachter Mainstream-Dreck ohne Seele und ohne Anspruch. Musik für die Trailer bei RTL II und für Leute, die MANOWAR cool finden, weil sie bei Stefan Raab auftreten, UNHEILIG wegen der Gefühlsduseligkeit mögen, in RAMMSTEIN den Reiz des Verbotenen sehen und "Die Wanderhure" für ein historisches Monumentalwerk halten.

Punkte: 4/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.04.2013

Tracklist

  1. Absolution
  2. Kyrie Eleison
  3. Heilig
  4. Metallum
  5. Erdenblut (Stahl von Avalon)
  6. Thusnelda
  7. Ich bin Liebe
  8. Ritter und Knecht
  9. Heute war Gott nicht hier
  10. Abendland
  11. Schlafes Bruder

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    AWOMM/Warner

  • Spieldauer

    48:35

  • Erscheinungsdatum

    22.03.2013

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