Im Studio ist er zu eint,
und singt von aller Welten Pein.
So lässt sich das Tun von Dave Jason zumindest teilweise adäquat umschreiben, der seine Band SCHWARZER ENGEL nur im Liveeinsatz zur festen Formation erweitert. Ansonsten zeichnet der Schwabe für alle Instrumente nebst Gesang verantwortlich und setzte für „In brennenden Himmeln“ zudem auf die bewährten Fähigkeiten von El Friede (OOMPH!) und Johanna von Orleans (E NOMINE).
Auf den Sound von „In brennenden Himmeln“ hat diese illustre Gästerunde keinen Einfluss, Dave Jason hat seinen Wunschstil etabliert und rückt aus gutem Grund nicht davon ab. Es ist eine Mischung aus den härteren deutschsprachigen Düsteracts wie THE VISION BLEAK oder RAMMSTEIN, oft mit orchestralen Keyboard-Elementen aufgemotzt, womit NIGHTWISH gelegentlich ebenfalls als Referenz herhalten können. Gelegentliche Annäherungen an Death- und Black Metal entstehen vor allem durch die Schlagzeugarbeit, sind aber nie von langer Dauer.
Die Songs an sich sind alle sehr ähnlich gestrickt und in mehrfacher Hinsicht einfach. Alle Titel bieten harte Elemente und softere Gothic-Leads, gehen sofort ins Ohr und sind zielsicher beim zweiten Durchlauf mitsingbar. Das ist Mainstream im besten Sinne. Dabei muss man einmal mehr Dave Jasons sensationelles Gespür für Hooklines neidlos anerkennen. Es gibt musikalisch gesehen keinerlei Ausfälle auf „In brennenden Himmeln“, keinerlei Plattitüden oder Peinlichkeiten. Jeder Song ist ein wenig anders geraten, ohne in einen stilistischen Schlingerkurs zu verfallen. Anspieltipps sind bei dieser Hitdichte schwer auszuwählen, für mich sind es das hymnische „Auf in den Kampf“, der markante Keyboard-Banger „Psycho-Path“, die Bombast-Nummern „Grenzenlos“ und „Im Schatten des Todes“ und die bereits auf der EP erschienenen Titel „Der Fährmann“ und „In brennenden Himmeln“. Daran gemessen stehen SCHWARZER ENGEL – abgesehen von der fehlenden Innovationskraft und Experimentierfreudigkeit – Vergleiche mit den Platzhirschen der Szene gut an.
Das große Aber bezieht sich leider wieder einmal auf Qualität und Vortrag der Texte. Thematisch ist dabei zwar alles im genreüblichen, todschwarzen Bereich, bei den Reimen wird aber keine noch so ausgelatschte Minimallösung ausgelassen. Dazu sind die Zeilen oft so schief verleimt und grammatikalisch an der Grenze zur Sinnlosigkeit, dass konzentriertes Hinhören keinen Spaß macht. Bisweilen ist der Duktus auf dem Niveau von Dankgedichten bei Feiern örtlicher Kegelclubs. Die Schludereien funktionieren klanglich zwar dank des mehrstimmigen Krächzfauchens, mit dem sie vorgetragen werden. Der vereinzelt eingesetzte Klargesang ist so aber auch nur mit einem lachenden und einem blutenden Ohr konsumierbar. Da erschienen mir selbst die Vorgängeralben noch einen Tick stärker. Ich empfehle für das nächste Album dringend den „Telekolleg: Lindemann-Deutsch für Fortgeschrittene“ zwecks kreativer Wortwahl und eleganter, abwechslungsreicher Phrasierung.
FAZIT: Schafft man es, über die textlichen Stümpereien hinwegzuhören (was bei dieser Art von Musik nicht allzu schwierig sein sollte), stellt „In brennenden Himmeln“ ein weiteres Glanzstück im hochkarätigen Schaffen von SCHWARZER ENGEL dar, das von feierwütigen Dark Metallern ausnahmslos goutiert werden dürfte.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.07.2013
Johanna von Orleans
El Friede
Stefan Dittrich
Dave Jason
Massacre Records
56:34
26.07.2013