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Reviews

Sea Wolf: Old World Romance

Stil: Verträumter Akustik-Pop

Cover: Sea Wolf: Old World Romance

Nach all der abgefuckten alten Bespitzelungsscheiße, die uns so aus den „Good Old United States“ vom friedensnobelpreistragenden präsidialen „Yes We Can“-Segelohr erreicht, tut es doch wirklich mal richtig gut, eine musikalische „Old World Romance“ angeboten zu bekommen, welche eine Liebeserklärung an das gute alte Kalifornien darstellt. Da vergessen wir einfach mal unser vernetzt-bespitzeltes Handy und wenden uns mit BRIGHT EYES unseren Ohren zu, die von einem tierisch musikalischem SEEWOLF umschmeichelt werden.

SEA WOLF verzaubern uns in ihren besten Momenten auf „Old World Romantic“ mit melodramatischen, sehr lyrischen Pop-Songs – in ihren schwächsten Momenten driften sie einfach auf einer seichten Pop-Welle von dannen, die nur wenig mit der stürmischen See zu tun hat, die wir auf dem Cover zu sehen bekommen. Eins aber ist beinahe jedem Song zueigen: die erhebliche Nähe zu den BRIGHT EYES, welche besonders auch durch den Gesang zustande kommt. Eins der schönsten Beispiele dafür ist „Priscilla“. In den knapp vier Song-Minuten erwartet den Hörer eine Ballade, die von akustischer Gitarre und himmlischen, etwas schwülstigen Streichern sowie der charismatischen, sehr an CONOR OBERST erinnernden Stimme ALEX BROWN CHURCHs lebt. Wer einen Song für die Liebeserklärung an seine Auserwählte bzw. seinen Auserwählten sucht, der hat ihn mit „Priscilla“ gefunden.

Dann wiederum aber gibt es auch langatmige, weinerliche Lieder, welche an die frühen schlechten CURE-Zeiten, welche von schmalzigen, weinerlichen Melodien geprägt waren, anknüpfen. „Miracle Cure“ ist so ein Song oder „Whirlpool“ - die beiden letzten Stücke des noch nicht einmal 40 Minuten dauernden Albums. Nicht gerade ein Abschluss, der Lust auf mehr macht.

Wogegen der Einstieg „Old Friend“, gerade des geschickten akustischen Gitarrenspiels und sehr komplexen Gesangs wegen, neugierig auf die alten romantischen Musikerinnerungen hinter der stürmischen See des Covers macht. Allerdings bleiben die stürmischen Zeiten auf „Old World Romance“ völlig aus – höchstens etwas windig erscheint die Musik auf „In Nothing“ oder „Kasper“, ein Lied, das Church für seinen kleinen Sohn geschrieben hat, die etwas mehr Tempo als die verbleibenden acht weiteren Songs aufnehmen.

„Dear Fellow Traveller“ reist dann im Flamenco-Schritt zwischen unseren Boxen hin und her und verbreitet ungewöhnlich viel gute Laune. Ansonsten aber gleichen sich die Songs des Albums doch sehr – nicht nur aus musikalischer, sondern auch Laufzeit-Sicht, die sich radiotauglich zwischen 3 und 4 Minuten bewegt. Ein zwar schönes, aber nicht wirklich spannendes Album, welches tatsächlich auch ideal zu dem geschaffen ist, was uns der Nachname des Schlagzeugers von SEA WOLF aussagekräftig veranschaulicht. Mehr will ich an dieser Stelle besser nicht verraten (Obwohl ein Blick in die Besetzungsliste direkt unter dieser Kritik reicht!).

FAZIT: Kleine akustische Pop-Hymnen voller Weltschmerz, die wie aus der Feder eines CONOR OBERST klingen. Verträumt, aber auch etwas einschläfernd. Nett, einfach nur nett – aber nicht mehr!

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.12.2013

Tracklist

  1. Old Friend
  2. In Nothing
  3. Priscilla
  4. Kasper
  5. Blue Stockings
  6. Saint Catherine St.
  7. Changing Seasons
  8. Dear Fellow Traveller
  9. Miracle Cure
  10. Whirlpool

Besetzung

  • Bass

    Theodore Liscinski

  • Gesang

    Alex Brown Church

  • Gitarre

    Alex Brown Church, Nathan Anderson

  • Keys

    Lisa Fendelander

  • Schlagzeug

    Joey Ficken

  • Sonstiges

    Joyce Lee (Cello)

Sonstiges

  • Label

    Devilduck / Indigo

  • Spieldauer

    37:07

  • Erscheinungsdatum

    13.12.2013

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