Nach der EP "Mens Animus Corpus" legen SELIM LEMOUCHI & HIS ENEMIES mit dem Debütalbum "Earth Air Spirit Water Fire" nach. Was sich auf der EP (und auch mit den letzten Werken von THE DEVIL'S BLOOD) bereits angekündigt hat, findet darauf seine logische Fortsetzung. Die Musik, die Selim dafür geschrieben hat, ist psychedelischer, spaciger Rock, der nur noch wenig mit der songlastigen Eingängigkeit seiner vorigen Band zu tun hat. Im Grunde genommen ist nur noch Selims tolles Gitarrenspiel das Bindeglied zwischen beiden Bands - auch wenn musikalische Parallelen in Ansätzen auch dadurch gezogen werden können, dass eine gute alte Bekannte wieder mit von der Partie ist: seine Schwester Farida.
Neben ihr hat Selim zahlreiche andere Musiker um sich geschart, um das Album in Form zu gießen. Unter anderem vier Drummer, zwei weitere Gitarristen sowie einen Musiker für Mini Moog und Mellotron. Das mag man besonders im Hinblick auf die Schlagzeuger übertrieben finden, doch ist des Menschen Wille eben auch sein Königreich. Der Nicht-Musiker unter den Hörern wird die spielerischen Unterschiede der Drummer wohl nicht unbedingt heraushören, wenngleich die Songs ein überaus stabiles rhythmisches Fundament haben. Sieht man von der reinen Gitarren-Ambient-Nummer "The Ghost Of Valentine" ab, die mehr ein im Raum schwebendes Tongebilde, als ein Song ist. An zentraler dritter Position ist das Stück so etwas wie ein Ruhepol, nimmt dem Album aber auch ein bisschen den Schwung.
"Earth Air Spirit Water Fire" hat Selim gemeinsam mit Robby Geerings geschrieben, bei den Aufnahmen selber gab er den Mitmusikern die Freiheit, das Komponierte mit der eigenen Kreativität zu füllen. Auch deshalb hört sich keiner der fünf Songs wie der andere an. "Chiaroscuro" startet mit einem aggressiven Sample aus dem Film "Coonskin" von Ralph Bakshi, danach setzen Drums und Gitarre mit sanftem Groove ein. Zunächst erklingen männliche Stimmen, dann setzt Farida ein, die Gesangslinien sind dabei leicht disharmonisch. Durch Faridas "lalala"-Gesänge bekommt der Song einen rituellen Charakter, zwischendurch genehmigt sich Selim einige sehr schöne Leads. Mit dreieinhalb Minuten ist "Next Stop, Universe B." klar der kürzeste Song des Albums, verhältnismäßig eingängig und auch deutlich harmonischer. Schöner, knackiger Spacerocker.
Nach der Ambientflugreise bestehen die letzten 24 Minuten aus zwei Songs, "The Deep, Dark Waters" baut sich langsam fließend auf, wird nach gut fünf Minuten aber zunächst ganz still, bevor Selim nochmal ordentlich solierend aufdreht. Der Song, der für das Feuer steht, nämlich "Molasses", beendet - das ist schon fast eine Tradition - als herausragender Song das Album. Bei der Nummer fühlen sich die Fans von THE DEVIL'S BLOOD vermutlich am wohlsten, auch weil Farida hier singt. Trotzdem ist das Stück im Grunde genommen näher an PINK FLOYD, als an Selims alter Band.
Das strenge inhaltliche Konzept von THE DEVIL'S BLOOD wird bei SELIM LEMOUCHI & HIS ENEMIES natürlich nicht weitergeführt - wenngleich klar ist, dass es bei ihm immer in irgendeiner Art und Weise spirituell zugeht. Die Texte sind auf "Earth Air Spirit Water Fire" persönlicher, als je zuvor und jeder der fünf Songs beleuchtet einen Aspekt seiner Persönlichkeit. Zwar liegt explizit kein Konzeptalbum vor, doch dreht sich letztlich alles irgendwie um die Zahl fünf. Fünf Songs, fünf Elemente im Titel und das Fünfeck auf dem Cover belegen das.
FAZIT: "Earth Air Spirit Water Fire" ist das erwartet ungewöhnliche Album eines außergewöhnlichen Künstlers, der sich selbst keinerlei musikalische Grenzen auferlegt. Diesem Anspruch als Hörer zu folgen, ist nicht immer einfach, aber wenn man sich darauf einlässt, wird man auch hier wieder mit toller Musik belohnt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.12.2013
Job van de Zande
Farida Lemouchi, Selim Lemouchi, Milko Bogaard
Selim Lemouchi, Robby Geerings, Oeds Beydals
Ries Doms, Micha Haring, Hans van de Perre, Hansz Deijnen
Milko Bogaard (Mini Moog, Mellotron), Robby Geerings (FX, Drum Synth)
Ván/Soulfood
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06.12.2013