Nicht alles im Leben ergibt einen Sinn. Dass zahllose, hoch talentierte Bands trotz fantastischer Veröffentlichungen – ich spare mir an dieser Stelle eine Aufzählung, da sie jeden Rahmen einer Plattenkritik sprengen würde – ihr Leben lang kein Bein an den Boden bekommen und dann ein Projekt wie SWEDISH HITZ GOES METAL in seiner Heimat Schweden Verkaufsrekorde bricht, macht den Kritiker – und vor allen Dingen den Metalfan – sprachlos, verwirrt und traurig.
Nicht, dass es nicht schon unzählige Anläufe gab, Songs von Popbands wie ABBA in metallischem Korsett neu einzuspielen. Man kann es unoriginell machen und einfach die Songs, leicht aufgekratzt, nachspielen. Man kann es originell machen wie THE BLACK SWEDEN, die ABBA-Songs mit Hardrock-Klassikern gekreuzt haben („Enter Sandman“ meets „Take A Chance On Me“, „Ballroom Blitz“ trifft „Dancing Queen“). Das macht Spaß, das ist ein Zündfunken für jede Party.
Man kann es aber auch machen wie SWEDISH HITZ GOES METAL: Abwechselnd steriles und monotones Double-Bass-Geklöppel oder 08/15-Ufftatata-Drums unter bekannte Popsongs legen, den Sänger möglichst windschiefes Gejaule einsingen und dazu ein paar YNGWIE-MALMSTEEN-verdächtige Griffbrettwichsereien sinnfrei in ein Soundloch pressen – fertig ist die musikalische Fünf-Minuten-Terrine, das tönende Toasty (Don’t call it Metal!). Und die offensichtlich immer weiter abgestumpfte Meute reißt es – zumindest in Schweden, für den Rest der Welt darf man ja noch einen kleinen Funken Hoffnung haben – der Band aus der Hand. Das ist nicht weniger als ein Schlag ins Gesicht einer jeden ehrlich musizierenden Band, die mithilfe eigener Ideen und eigener Songs auf den Kleinstbühnen dieser Welt um jeden einzelnen Fan kämpft.
FAZIT: Dass Gitarrist und Sänger Tommy ReinXeed es deutlich besser als hier kann, hat er mit dem letzten REINXEED-Alben sowie früheren Veröffentlichungen mit GOLDEN RESURRECTION zur Genüge bewiesen. Bleibt zu hoffen, dass er sich in Zukunft auf seine Stammbands konzentriert. Dass auf „Swedish Hitz Goes Metal Vol. 2“ jetzt auch Zweite-Reihe-Bands wie ROBYN, DA BUZZ oder MEJA die zweifelhafte Ehre zuteilwird, durch den Reißwolf gedreht zu werden, lässt allerdings darauf hoffen, dass keine weiteren Gehörgangvergewaltigungen aus dem Hause ReinXeed zu erwarten sind. Wobei: Nicht alles im Leben ergibt einen Sinn. Ich muss jetzt allerdings erst einmal „The White Goddess“ hören, um die geplagten Gehörgänge wieder frei zu pusten.
Punkte: 1/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2013
Sebastian Roos
Tommy ReinXeed
Tommy ReinXeed, Johan Axelsson
Anders Berlin
Andreas Johansson Habo
Liljegren Records/Doolittle Group
45:22
25.10.2013