Über mehrere Demos, EPs und DVDs hingeweg haben sich die Rumänen TAINE von den Neunzigern weit bis ins nicht mehr so neue Jahrtausend gehangelt, wurden dabei jedoch in Sachen Popularität von anderen Landsleuten überholt. Außergewöhnlich wie die meiste Rockmusik aus dieser Region klingt die Band aber dennoch, und davon legt ihr neuster Kurzspieler entschieden Zeugnis ab.
Das dramatische "Resurrection" steht für den Stil von TAINE: recht moderner Thrash (Stakkato-Grooves der nicht statischen Art) mit bissigem Gesang und flirrenden Leads, die ebenso aus dem Progressive Metal stammen könnten wie die sphärisch klaren Stimmen zwischendurch. Das Ganze wirkt ungemein düster, zu keiner Sekunde aufgesetzt und stilistisch weit gefasst. "The Devil Inside" beeindruckt am schwersten, stockt zunächst wiederholt und löst sich dann in harmonischeren Gefilden auf, wohingegen "The Genius Way" den Genre-Rand bis zu skandinavischem Death Metal polierter Natur ausweitet - vielleicht das beliebigste, massentauglichste Stück und demnach der Aufhänger dieser Scheibe. Die Kurfassung des Tracks beläuft sich auf Piano und tiefe Streichern sowie Akustikgitarre vor gesprochenen Passagen, ist also eher ein Intro.
Späte CORONER klingen dank der zahlreichen Sample-Einstreuungen ebenso an wie aufgrund der subtil blubbernden Elektronik an manchen Stellen. "Existence" besitzt mehrere schwebende Momente, die ein wenig an CYNIC erinnern, ohne das TAINE mit dem Jazz liebäugeln würden. Trotz zahlreicher Breaks und rhythmischer Verschiebungen tönen sie weder virtuos noch zerfahren, was sich aufgrund zahlreicher Hinhörer (Percussion-Parts, gegenläufige Melodien) und letztlich auch der zudringlichen Refrains ausschließt. Die philosophischen Texte sind dabei keinesfalls Makulatur, auch wenn der Doppelgesang im futuristischen "Invisible Absolute", einer Mischung aus Industrial Metal und umso melodischeren Passagen, derbe verzerrt wird.
FAZIT: Bei TAINE fallen Erfahrung und Experimentierfreude vor scheuklappenfreier musikalischer Situation zusammen. Gespeist vom in Osteuropa seit je dominanten extremen Metal geben die Rumänen ihren vornehmlich finsteren Visionen auf nicht uneingänge, aber teils positiv unerhörte und progressiv denkende Weise ein Gesicht.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.09.2013
Robert Pieptan
Andy Ionescu, Robert Pieptan
Andy Ionescu, Petre Iftimie
Adrian Tabacaru
Eigenvertrieb
28:21
10.06.2013